Exoten im Glas: dänischer Wein

Einer der prominentesten Weinliebhaber war König Christian IV. (1577 – 1648). Für seine prunkvollen Feste ließ er fassweise Riesling-Weine aus Deutschland vom Mittelrhein importieren. Heute könnte der lebensfrohe Herrscher seinen Gästen genussreiche Tropfen aus seinem eigenen Königreich kredenzen.

Seit 1. August 2000 ist Dänemark von der EU als Weinbaugebiet anerkannt – und darf damit dänischen Wein zu kommerziellen Zwecken anbauen und verkaufen. Die von der EU genehmigte Höchstanbaufläche beträgt bislang 99 Hektar.

Beliebteste Rebsorte ist die rote Rondo-Traube, die 1964 in der damaligen CSSR aus Kreuzungen klimarobuster Sorten mit kurzen Vegetationszeiten entstand. Im Geschmack dem Blauburgunder ähnlich, ist sie äußerst wettertolerant und nimmt auch einen verregneten Sommer zwischendurch nicht übel. Kaum eine andere Rebsorte bildet so rasch nach dem Blütenaustrieb ihre Trauben und ist in den Erträgen so konstant wie die Rondo.

So bildet sie die Basis fast aller dänischen Rotweine, die dann als Cuvée mit Léon Millot, Bianca, Schuyler, Don Muscat, Bolero oder Vanessa verschnitten werden. Zu den beliebtesten weißen Reben gehören die Sorten Reform, Bianca, Zalas Perle, Kerner und Himrod.

Als erster staatlich anerkannter Weinproduzent des Königreichs gilt das zwei Hektar große Weingut Skærsøgaard Vingaard, das der Winzer Sven Moesgaard vor sieben Jahren in Dons bei Kolding in Südost-Jütland gegründet hat. Bei der Blindverkostung auf der renommierten Vereinigung „Effervescents du Monde“ bewies Moesgaard, welche Klasse seine Tropfen bereits haben. Unter 408 Schaumweinen aus 24 Ländern holte sein DON’s Cuvée Sec 2006 die Silbermedaille.

Dansk VinCenter & Co: Lille Gadegaard, Bornholms größtes Weingut. Foto: Hilke Maunder
Lille Gadegaard, Bornholms größtes Weingut. Foto: Hilke Maunder

Der Erfolg seiner Rot-, Rosé-, Weiß- und Schaumweine rief rasch Nachahmer auf den Plan. Derzeit gibt es bereits drei Dutzend Winzeer im Königreich. Auf der Sonneninsel Bornholm keltern und verkaufen Torsten Cilleborg und Thor Kristoffersen auf ihren Weingut Lille Gadegaard in Aakirkeby jährlich mehr als eintausend Liter Rotwein.

Ist draußen eine dänische Flagge – anstelle des traditionellen Straußes – aufgesteckt, kann der schmackhafte Rote zu einem deftigen Wurstteller im Café genossen werden. Und auch auf Møn produziert Jørgen Teik Hansen vom Hjelm Vingård bei Stege an 1.500 Weinstöcken Tropfen, die aufhorchen lassen.

Doch die Boomregion der dänischen Winzer heißt Seeland. Boden und Klima liefern hier so gute Bedingungen, dass bei Blindverkostungen die von dort stammenden dänischen Weine von renommierten Sommeliers als edle Tropfen aus Norditalien eingestuft wurden. Zu den ältesten Weingütern der Region gehört die kleine, aber feine Domain Aalsgaard von Lars Hagerman in Nordseeland. 1975 pflanzte der vollbärtige Winzer hier auf 0,7 Hektar die ersten der insgesamt 2.000 Weinstöcke an.

Ihre Tropfen lassen heute Kenner schwärmen. Ein anerkannter Ökowinzer ist Bjarne Thougaard Kristensen. Auf seinem Weingut Vinperlen stellt er den Rotwein „Bjarnanett Rouge“ aus Trauben her, ferner einen leichten Weißwein aus Holunderblüten, einen süßen Erdbeerwein sowie Met, den Honig-Wein der Wikinger. Verkostungen und Weingutführungen bietet auch Frederiksborg Vin an, das in der Nähe des weltberühmten gleichnamigen Schlosses seit dem Jahr 2000 Rot- und Weißweine von 1.000 Rebstöcken keltert.

Als jüngstes Weingut im guten Dutzend der dänischen Winzer kam im Jahr 2006 das Weingut Skovgård in der Nähe von Slagelse hinzu. Sie alle profitieren von den Erfahrungen und dem Erfolg eines Pioniers, dessen Name bis heute den hohen Anspruch verrät: vom Dansk VinCenter.

Keine zehn Kilometer vom Rathausplatz von Kopenhagen entfernt, bindet Jørgen Hinsch (55) junge Weintriebe am längst gespannten Stahldraht fest. „Wir experimentieren hier mit Rondo am Hochspalier“, erzählt der Winzer, der seit einem Jahr für das größte und professionellste Weingut Dänemarks arbeitet. Bereits 1999 hatte Jens

Michael Gundersen, Dänemarks aktivster Wein-Lobbyist, hier in Avedøre sein Dansk VinCenter gegründet. Mittlerweile führt sein Mitbegründer und einstiger Partner Torben Andreasen allein den Betrieb – Gundersen baut inzwischen seit vier Jahren zusammen mit Karin Hvidtfeldt ein neues Weingut auf der Ostsee-Insel Fejø auf.

Dansk VinCenter: Jørgen Hinsch bei der Arbeit im Weinberg. Foto: Hilke Maunder
Jørgen Hinsch bei der Arbeit im Weinberg. Foto: Hilke Maunder

Auch das drei Hektar große Weingut des Dansk VinCenter in Avedøre ist Experimentieracker und kommerzielles Weingut in einem. Auf 3,5 Hektar Land, auf dem noch vor acht Jahren eine Gärtnerei Geranien und anderen Balkonblumen züchtete, wachsen heute 10.000 Weinstöcke. 66 Prozent des Areals dienen dem kommerziellen Trauben-Anbau.

33 Prozent der Fläche ist ein Versuchsfeld: Sorten wie Ortega, Solaris, Castel und Regent werden hier auf Ertrag und Güte an unterschiedlichen Spaliertypen getestet. Am erfolgversprechendsten hat sich auch hier die Rebe „Rondo“ erwiesen – aus ihr kreiert Kellermeisterin Anne Juel Christensen (33) die „Nordlund“-Weine. Als sie 2002 in 7.100 handsignierten Flaschen erstmals auf den Markt kamen, waren sie in wenigen Wochen „ausgetrunken“, sprich vergriffen.

Mittlerweile wurde der Cuvée aus vier Traubensorten mit hohem Rondo-Anteil bei der alljährlichen Weinmesse im Kopenhagener Tivoli bereits zwei Mal mit Silber und einmal mit Bronze ausgezeichnet. Bevor er auf Flaschen gezogen wird, ruht der rote Rebensaft jedoch für längere Zeit im Barrique und nimmt das Aroma der 28 Eichenfässer auf.

Wuchtige Eichenfässer dominieren auch den Wintergarten, einen großen, langgestreckten Raum mit rustikalen Biertisch-Garnituren, nostalgischen Kerzenleuchtern aus Messing und einigen dicken Holzplanken als Büffet. Das lichte, offene Ambiente ist gefragt – denn längst hat das für dänische Verhältnisse exotische Ambiente des Dansk Vincenter das Weingut zur beliebten Event-Location für Firmenfeiern oder Familienfesten gemacht.

Jørgen Hinsch mit der kleinen, feinen Produktpalette des Sansk VinCenter. Foto: Hilke Maunder
Jørgen Hinsch mit der kleinen, feinen Produktpalette des Dansk VinCenter. Foto: Hilke Maunder

Dänischer Wein: meine Infos

Degustationen, Kellertür-Verkauf und Führungen bieten an:

Skærsøgaard Vin

Nørresøvej 12, Dons, A – 6051 Almind, Tel. +45 75 55 44 73,  www.dansk-vin.dk

Lille Gadegård

Søndre Landevej 63, DK – 3720 Aakirkeby, Tel. +45 56 97 80 63, www.a7.dk

Hjelm Vingård

Baunehøjvej 32, DK – 4780 Stege, http://vinvej.dk

Dansk VinCenter

Byvej 55, Avedøre Landsby, DK – 2650 Hvidovre, Tel. +45 36 86 40 00,  www.vincenter.dk

Vinperlen

Lundemarken 19, DK – 4532 Gislinge. Tel. +45 59 41 10 00, www.vinperlen.dk

Frederiksborg Vin

Harløsevej 164, DK – 3400 Hillerød, Tel. +45 70 23 69 39 , www.frederiksborg-vin.dk

Domain Aalsgaard

Ålsgårde Stationsvej 13, DK – 3140 Ålsgårde, Tel. +45 49 70 80 10,  www.domainaalsgaard.dk

Ein Übersicht über dänische Winzer und Weingüter hat der dänische Winzer-Verband Foreningen af Danske Vinavlere ins Netz gestellt – unter www.vinavl.dk findet ihr auch aktuelle Nachrichten.

Dieser Beitrag ist in 2/2018 von “nordic friends””, dem Kundenmagazin der Nordea erschienen. 

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Christoph Schumann kennt Dänemark wie seine Westentasche. Seit Jahrzehnte bereist der Skandinavienspezialist das kleine Königreich. Und hat mit dem Baedeker „Dänemark“ einen Führer verfasst, der kompetent wie unterhaltsam Reise-Inspirationen mit detaillierten Infos zu Sehenswerten und Außergewöhnlichen, Klassikern und Kleinoden verbindet.

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