Hub-Hotel: Gute Nacht in der High-Tech-Zelle

Smarte Budgetbude für Digital Natives: Mit dem Hub-Hotel hat Whitbread die intelligente Unterkunft für die mobile Generation erfunden.

„Good Night, Mr. Tom“! Mit glitzernden Leuchten wirbt das Duke of Yorke Theatre im Theaterland des Londoner Westend für sein Erfolgsstück. Schlafen legen könnte sich Mr. Tom im Backsteinbau gleich nebenan: Er birgt seit November 2014 das Vorzeigehaus einer Low-Budget-Hotelkette, das ganz auf „mobile“ setzt: hub by Premier Inn von der Whitbread-Gruppe.

Drei Stufen später – für Menschen mit Handicap gibt es einen Aufzug – stehe ich an der Rezeption: drei Touchscreen-Terminals vor einem wandgroßen Stadtplan. In seiner linken Ecke ein interaktiver Explorer mit London-Tipps, unterhalb der Decke ein Slider: Weltgeschehen, Wetter und Verkehr – mit Echtezicht-Infos von London Transport zu allen U-Bahnlinien.

Als ich etwas ratlos schaue, eilt ein Mitarbeiter herbei. „Haben Sie nicht die App heruntergeladen?“ Für Sekunden scheint das Lächeln verschwunden, dann gewinnt die Professionalität. „Service above all“ ist im hub die Maxime, die App der Sesam-öffne-Dich. Ohne App kein Zugang, kein Zimmer. Nach Download und Registrierung ändern sich der Slider: Welcome to the hub, Hilke! Der digitale Zimmerschlüssel ist in der App gespeichert.

Minuten später kommuniziert sie dank Near-Field Communication (NFC) mit der Screen vor der Zimmertür, die sich wie von Zauberhand öffnet. Dahinter: ein Zimmer wie eine Zelle, 11,4 Quadratmeter groß. Aber: sauber, smart und stylish in Weiß und Lindgrün. Vier Jahre lang wurde sie getestet, um jeden Zentimeter optimal zu nutzen. Unter dem erhöhten Bett verbirgt sich Stauraum für Gepäck.

Am Kopfende versteckt ein Auszug einen laptopbreiten Tisch. Neben den beiden Kopfkissen leuchtet – auch nachts – das Headboard als zentrale Raumsteuerung. Am Fußende berühren meine Zehen den 40 Zoll großen Samsung-Flatscreeen-Fernseher, auf dem jetzt „hub“ erscheint, ein sympathischer weißer Mini-Roboter, der mir in einem kurzen Video meine funktionelle Schlafkammer vorstellt. Denn im hub wird das Erlebnis „Hotel“ darauf reduziert: „a great night’s sleep, guaranteed“.

Gut durchdacht: die digitale Schlafzelle des hub-Hotels Covent Garden.
Gut durchdacht: die digitale Schlafzelle des hub-Hotels Covent Garden.

Guter Schlaf, garantiert

Für eine garantiert gute Nacht soll die 27 cm hohe Matratze des englischen Hoflieferanten Hypnos sorgen mit 1.000 Taschenfedern und weicher Auflage aus Wollfasern, die mit 150 x 200 cm rund zehn Zentimeter schmaler ist als ein herkömmliches Kingsize-Bett. Zu zweit wird es eng – die Wand ist nah.

Und hat es in sich. Denn, ähnlich wie in der Lobby, erweckt die App den interaktiven Wandplan zum Leben – Stadtleben, inszeniert als Augmented Reality. Die Wirklichkeit sperrt das Fenster aus: ein Schlitz so schmal, dass nur Häuserwände zu sehen sind. Und fest verschlossen: Frische Luft liefert die AirCon, die hörbar säuselt. Ein Klick auf die App: ausgestellt! Zehn Zimmer des hub-Hotels verzichten sogar völlig auf das Fenster – „sleepzones“ in totaler Stille.

Oben am Bett schließt sich der 150-170 cm große Glaskubus mit WC, Waschbecken und Kaldewei-Dusche an – auf Wunsch von 1.800 Testschläfern wurde die Regenwasserbrause durch einen zweiten Duschkopf ergänzt und das Frottee gegen schnell trocknende Mikrofaser-Handtücher ausgetauscht.

Der Platzmangel macht das Bett zum Lebens- und Arbeitsraum. Mit Tablet oder Telefon wähle ich per App das Fernseh- und Radioprogramm, verbinde das Handy mit dem TV, streame aus der Cloud Filme und order online das Frühstück im Droven Dough Deli & Bar, wo auch mein Handy neue Energie erhält: In den Speisetresen entlang der Wand sind Ladestationen für Mobilgeräte integriert – kabellose Qi-Adapter mit USB-Kabeln für gängige Modelle von Samsung und Apple.

Wer kein Mobilgerät besitzt, setzt sich in der Lobby an einen der Zweiertische und surft auf dem Wandscreen mit Google Chrome. Die Speisekarte setzt auf das bewährte Soulfood der Digital Natives: Muffins und Müsli am Morgen, Suppen, Salate und Sandwiches, Pizza und Pasta ab elf Uhr mittags.

Den vorzüglichen Kaffee liefert die Konzerntochter Costa Coffee. Serviert wird er im Hipster-Ambiente mit Grün und Beige, Holz-Imitat und modischen Fonts, die wie mit Kreide gemalte eine schwarze Wand zieren – oder – auf Holzwürfeln als einzelne Buchstaben täglich neue Worte bilden. Hinter dem Markenauftritt steht die renommierte Londoner Werbeagentur IM, die sonst für Jumeirah und Sheraton tätig ist.

Auf Expansionskurs

Das Konzept kommt an: Mit 85 Prozent Auslastung legte das hub Covent Garden im ersten Jahr einen ausgezeichneten Start hin. Bau und Betrieb sind 25 Prozent günstiger als bei herkömmlichen Häusern – und das trotz allerhöchster Umweltstandards. hub Covent Garden ist das bislang einzige britische Hotel, das ein BREEAM-Siegel erhielt

erhielt. Es nutzt nicht nur zu 100 Prozent Strom aus nachhaltigen Energiequellen wie Wind und Biomasse, sondern erzeugt ihn auch selbst: Beim Duschen wandelt eine Brennstoffzelle die Wärme des Wassers in Energie um.

Ein Jahr nach dem erfolgreichen Markteintritt eröffnete am 14. Dezember 2015 am Tower das zweite Londoner hub-Hotel mit 112 Zimmern. Im April 2016 soll das hub Spitalfields Brick Lane mit 185 Betten im Londoner East End folgen, Ende 2016 das größte hub-Hotel der Hauptstadt mit 408 Betten am Kings Cross. Bis 2018 soll die Zahl der Low-Budget-Hotels auf 40 steigen, so Whitbread.

Ebenfalls 2016 beginnt das internationale „roll-out“. Im Mittlerer Osten haben dazu die einstigen Bierbrauer sechs Standorte gesichert – drei in Dubai, zwei in Abu Dhabi und einen in Sharja. In Indien setzt Whitbread auf Delhi, Bangalore und Pune. Das erste deutsche hub-Hotel will im Europaviertel von Frankfurt am Main bereits im Frühjahr Gäste empfangen. 2018 soll das hub München an der Sonnenstraße folgen – im Frühjahr 2016 ist Baubeginn.

Hub-Hotel: Auf einen Blick

Zahl der Zimmer

163 Zimmer mit 150 x 200 cm großem Hypnos-Bett

Gastronomie

Droven Dough Deli & Bar, werktags 6.30-22 Uhr, So. 7-22 Uhr, warme Gerichte ab 11 Uhr

Weitere Services

keine

Bonusprogramme

keine

Tagungs- und Veranstaltungsräume

keine

Preis

ab 69 Pfund (94 Euro); typischer Preis: 147 Pfund (200 Euro)

Adresse & Buchung

110 St Martin’s Lane, London WC2N 4BA, Tel. +44 33 33 21 31 04,  www.hubhotels.co.uk, dort kostenfreier Download der App.

Dieser Beitrag ist im Business Traveller 2/2016 erschienen.

 

 

Verwandte Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert