Kieler Woche: Segelfest der Superlative

Größtes Segelsport-Ereignis der Welt und größtes Sommerfest Nordeuropas: Die Kieler Woche, die seit 122 Jahren in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt gefeiert wird, ist ein Event der Superlative.

Am 23. Juli 1882 starteten die ersten 20 Jachten vor dem Düsternbroker Ufer zu einer Regatta auf der Förde. Schon damals säumten Tausende Schaulustige das Ufer. 1889 war unter ihnen auch der Kaiser . Ab 1894 kam Wilhelm II. jedes Jahr zu den Segelwettbewerben, die erst dann das erste Mal in einer Zeitung als „Kieler Woche“ bezeichnet wurden.

Heute melden sich mehr als 6.000 Aktive mit 2.000 Jollen und Jachten zu den Wettbewerben auf der Innen- und Außenförde an.  Wer bei Olympia siegen will, heißt es unter Seglern, muss bei der Kieler Woche gewinnen können.

Mehr als drei Millionen Besucher kommen zur Festwoche an die Förde, die alljährlich in der letzten Juniwoche beginnt – im nächsten Jahr vom 21. bis 29. Juni 2014. Zwei Tage vor dem Startschuss zu den Segelwettbewerben beginnt bereits mit dem Soundcheck auf den Bühnen der Kieler Innenstadt das Volksfest. Entlang der Kiellinie und dem Willy-Brandt-Ufer sind Stände aufgebaut.

Auf dem Rathausplatz und in der Fußgängerzone werden auf dem Internationalen Markt Spezialitäten aus aller Welt angeboten. 2.100 Veranstaltungen in zehn Tagen, 300 Konzerte auf 16 Bühnen: Auch bei den Besuchern ist Kondition beim Mitfeiern gefragt!

Die berühmte „Spiellinie“ auf dem hügeligen Parkland der Krusenkoppel ist seit mehr als 40 Jahren Treffpunkt für Familien und Kinder jeden Alters, die beim Bauen, Malen, Matschen und Hämmern das 57.000 qm große Areal mit herrlichem Ausblick auf die Schiffe und Segelboote der Förde in ein riesiges Abenteuerland verwandeln.

Und während das Volk an der Förde feiert, treffen die Gäste ein: 6.000 Segler aus 50 Nationen, das Diplomatische Corps, Städtedelegationen aus dem In- und Ausland und Marineeinheiten aus aller Welt, die mit Schulseglern, Führungsschiffen und Fregatten im Tirpitzhafen am Hindenburgufer festmachen.

Die offizielle Eröffnung erfolgt am Samstag Abend um 18.30 auf der Bühne am Rathausmarkt mit der Rede des Ministerpräsidenten, die mit dem traditionellen „Anglasen“ endet: Lang – kurz-kurz –lang – vier brummend tiefe Töne aus dem Schiffstyphon verkünden in der ganzen Stadt: Die Kieler Woche hat begonnen.

Ebenso traditionell gehört zur Eröffnung der Holstenbummel dazu, der Spaziergang vom Rathausplatz über die Holstenstraße bis zum Alten Markt über den Internationalen Markt, den ein internationaler Künstler musikalisch untermalt – 2013 war es der britische Sänger und Songwriter Albert Hammond, der mit Evergreen wie „It never rains in California“ oder „Down by the River“ in den 1970er-Jahren Erfolge gefeiert hatte.

Das sportliche Herz der Kieler Woche schlägt im Olympiazentrum Schilksee – hier beginnen die Segelregatten in zehn olympischen und 16 internationalen Bootsklassen. Die olympischen Klassen – 2.4 mr, 470, 49er, 49erFX, Finn, Laser, Laser radial W und Nacra 17– starten im ersten Teil der Kieler Woche.

Die Internationalen Klassen – 29er, 420er, 505er, B/one, Contender, Europe, Flying Dutchmann, Forumula 18, Hobie 16, H-Boot, J 24, Laer 4.7, Laser Radial M, Musto Performance Skiff, Nordische Folkekoot, OK Jolle und Star – im zweiten Teil. Zusätzlich treten auf der Seebahn Jachten in den Klassen ORC International I-IV und in verschiedenen One Design-Klassen gegeneinander an.

Klingt kompliziert? Muss nicht sein, meint Marcus Baur, und erklärt auf Youtube in 4 x 180 Sekunden, wie Segeln funktioniert. Was auf den zehn Regattabahnen gerade passiert, kann man während der Kieler Woche auf dem Kieler-Woche-TV täglich von 11.30 – 17.30 Uhr live verfolgen.

Hautnah lässt sich das Geschehen auf dem Freideck oder wettergeschützt hinter den großen Panoramascheiben der MS Hamburg erleben, die als einziges Begleitboot bei den Rennen zugelassen ist. An Bord kommentiert ein Segeljournalist fachkundig die aktuellen Wettfahrtsverläufe und -ergebnisse.

Geradezu winzig wirkt das offizielle Kieler-Woche-Boot inmitten der Windjammer, deren Rendez-vous zu den Höhepunkten des maritimen Programms gehört. Angeführt vom deutschen Segelschulschiff „Gorch Fock“, verabschieden sich bei der Parade am zweiten Sonnabend um 11.00 Uhr alljährlich mehr als 100 Traditionssegler.

Mit dabei sind das russische Schulschiff „Sedov“, mit knapp 118 Meter Länge das größte noch fahrende traditionelle Segelschiff der Welt, ebenso wie die 65 m lange Dreimastbark „Alexander von Humboldt II“, der 64 m lange Gaffelschoner „Großherzogin Elisabeth“ oder der Kieler Dreimast-Toppsegelschoner „Thor Heyerdahl“.

Zeitgleich zur Windjammerparade findet ein zweiter Klassiker der Kieler Woche statt: das Kutterpullen. Kutter sind Nachbauten der Rettungsboote von Segelschiffen – und längst nicht so schnittig wie Jachten, sondern schwerfällige Kolosse: 5,5 m lang – und 1,5 Tonnen schwer! Einen Kilometer lang ist die Renndistanz – ein wahrer Kraftakt für die fünf bis acht Teams, die jeweils gleichzeitig gegeneinander im Hafenbecken antreten.

Abends lässt es die Kieler Woche gerne krachen: mit Night Glow, Lasershows und Höhenfeuerwerken vor dem Olympiahafen Schilksee, über dem Nordmarksportfeld, beim Open Park und über der Kieler Innenförde, wenn am letzten Sonntag um 23.00 Uhr ein „Sternenzauber“ die Kieler Woche bis zum nächsten Jahr verabschiedet.

Mehr zu Kiel und seiner Umgebung findet ihr in diesem Buch, aus dem auch dieser Beitrag aus meiner Feder stammt.

DMBA-Ostsee-Schleswig-HolsteinDuMont-Bildatlas Ostseeküste Schleswig-Hostein

Deutschland hat viele reizvolle Landschaften. Eine besonders schöne versteckt sich im hohen Norden. Wer Sonne und Meerluft genießen möchte, wer Gefallen findet an endlosen Stränden und hübschen Promenaden, und wem auch gelegentlich schlechtes Wetter nichts ausmacht, der hier an der Ostsee genau richtig aufgehoben.

An Regentagen kommt keine Langeweile auf, denn auch die Städte haben viel zu bieten: interessante Museen, schöne Lokale, Flair und historische Bauten – allein in Lübeck stehen mehr als 3000 Bürgerhäuser. Die Altstadt ist Weltkulturerbe.

Die Bilder der Fotografin Sabine Lubenow zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Ich gebe in sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, einen Überblick über die maritime Region. Zu jedem Kapitel gehören Hintergrundreportagen, Aktivtipps und Specials, die aktuelle und interessante Themen aufgreifen. Wer mag, kann den Band hier* online bestellen.

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