Seoul: Seegurken, Seidenraupen und Sojasoße

Dicht an dicht drängen sich die Wolkenkratzer zwischen den flachen Hügeln. Auf schachbrettartig angelegten Straßen braust rund um die Uhr der Verkehr der südkoreanischen Metropole Seoul. Videoleinwände, Reklametafeln und Schriftzeichen verkünden übergroß Parolen aus Politik und Kommerz, bunt und grell.

Der Markt der Megacity

Doch hinter einem hohen Tor aus Beton zeigt die asiatische Megacity, in deren Großraum 25 Millionen Menschen leben, ihr traditionelles koreanisches Gesicht. In den engen Gängen des Kwangjang oder East Side Market, der mit seinen nach Warengruppen organisierten Bereichen an einen orientalischen Souk erinnert, weicht die rastlose Hektik von draußen der Gelassenheit. Hier wird nicht gehetzt, sondern probiert und genossen, erzählt und gelacht.

Im ersten Stock vermessen traditionell gekleidete Frauen die schillernde Seide für das Hanbok, die unter der Brust geschnürteTracht der Koreanerinnen, die noch an Geburtstagen und Hochzeiten getragen wird. Im Erdgeschoß buhlen hingegen Ginseng-Händler und Fischverkäufer, die Makrelen und Stockfisch auf gelbe Plastikschnüre aufgezogen haben, mit Kostproben um Kundschaft.

In der Hauptgasse stehen die Garküchen. Hier brutzeln Fische, Frösche und Hühner in Öl. Schnecken und Muscheln werden in Wasser gegart, Seidenraupen kross geröstet. Dazu gibt es Sojasoße und Kimchi, eingelegten Kohl von sanfter bis extremer Schärfe.

Puffer aus gelben Bohnen, Mungosprossen, gehacktem Lauch und Karotten.

Am Nachbarstand werden gelbe Bohnen unter lautem Getöse fein zermahlen und mit Mungosprossen, Lauchstreifen und Karottenschnipseln zu einem sämigen Teig verarbeitet, aus dem riesige Puffer gebacken und sogleich zum Probieren angeboten werden.

Als Hochgenuss gelten auch schleimig-grüne Seegurken, die roh genossen werden, und frisch zerlegter Oktopus. Die Krakenstückchen zucken noch, während sie zwischen den Stäbchen klemmen…

Seoul: Markt-Info

Anreise: U-Bahn-Linie 1 bis zur Jongno-5-(oh)-ga-Station. Marktzeiten sind Montag bis Samstag, 7–19 Uhr.

Dieser Beitrag ist 2012  in der Reihe “Hin und Weg” im Rheinischen Merkur erschienen. 

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