Sportangeln: Die Jagd auf den wilden Lachs

Für Sportfischer ist der Lachs der wahre König Norwegens. Am 1. Juni wird hier traditionell die Fischwaid auf die kapitalen Wanderer eröffnet. Bis Ende August dürfen sie in den 629 lachsführenden Gewässern Norwegens geangelt werden – mit Fliege, Blinker und ruderndem Guide.

Um Mitternacht fällt der Startschuss zur neuen Lachssaison: Hunderte von Sportfischer, die sich in der Nacht des 31. Mai zum „Prämierefest“ am Ufer des Namsen in Mittelnorwegen versammelt haben, steigen in so genannte „Namsen-Boote“, die extra für den Fluss entwickelt und in Overhalla gebaut wurden. Ihr Rumpf ist lang und schlank, wodurch die Kähne leicht und leise durch das Wasser gleiten. Stühle und Kissen sorgen für Komfort beim stundenlangen Schleppangeln.

Gefischt wird mit drei Angelruten gleichzeitig; „Ausleger“ erleichtern das Hantieren der Ruten, wenn der Lachs anbeißt. Während die Einheimischen sich mit schnellen Ruderschlägen ihre „Stammplätze“ sichern, rudern seit mehr als 100 Jahren einheimische Führer die Gäste aus aller Welt zu den Standplätzen der Lachse.

Im Schein der Taschenlampe bestücken sie ihre zwei, drei Ruten mit Blinker, Wobbler und Fliege hoffen auf einen wahren Giganten am Haken. Jetzt, da der Wasserstand hoch ist, ziehen starke Fische mit drei oder mehr Seewintern auf dem Buckel, den Flüsse hinauf. Jahr für Jahr werden im Namsen – wie kaum woanders in der Welt – noch Lachse mit zehn, 20 Kilogramm Körpergewicht gefangen.

Der Rekordlachs ging am 13. Juni 1924 mit 31,5 kg an den Haken, der Durchschnittsertrag liegt bei 23 Tonnen pro Saison. Das beste Jahr seit einem halben Jahrhundert war 2001 – damals wurden insgesamt 40 Tonnen Lachs gefangen, „Storlakse“ – große Lachse. Tiere unter sechs Pfund werden hier verächtlich „Heringe“ genannt.

Die rudernden Guides, die eng mit den Fischereirechtseignern zusammen arbeiten, führen ihr Boot stundenlang schräg zur Strömung von Ufer zu Ufer, und gleiten bei jeder Wende ein paar Meter flussabwärts. Das geschieht so lange, bis das Gebiet bei Grong abgefischt ist – dann wird wieder flussaufwärts gerudert, und eine zweite Runde beginnt.

Beißt ein Lachs, wird an Land gerudert, der Fisch matt gedrillt und vom Guide geketschert, gewogen und vermessen. „Harling“ nennt man diese klassische Lachsangeltechnik. Andere angeln in Wathosen von Land, wo Treppen und „Gapahuker“, kleine Schutzhütten, für die Angler angelegt wurden.

Plötzlich schlägt es in der Rute. Etwas Großes, nicht im Dunkel der Nacht zu sehen, hat die kleine Fischimitation gepackt und zieht erst einmal 70 Meter Backing von der Rolle. Es dauert fast zehn Minuten, bis der Lachs in Bootsnähe kommt. Als der Guide ihn ketschern will, geht der Fisch mit einem gewaltigen Schwanzschlag wieder auf Tauchstation – und ein heftiger Kampf geht weiter.

Die Rute biegt sich, die Schnur ist bis zum Äußersten gespannt, mehrmals springt der Fisch aus dem breit dahin fließenden Namsen. Endlich ist es geschafft: Ein Prachtexemplar liegt im Boot, der zurück an Land später filetiert und kalt geräuchert wird. Zuvor jedoch geht es zu Kjell Petterson nach Oysletta. Vor der Verwertung macht der 38-jährige Schwede für 4000 – 7000 norwegische Kronen (500 – 850 Euro) einen Gipsabdruck vom Riesenlachs – als Trophäe für die Ewigkeit.

Zentrum des Angelsports am Namsen, der im Børgefjell Nasjonalpark entspringt und bei Namsos nach rund 200 km ins Meer mündet, ist Grong, eine 2600Seelen große Kommune, die bereits um 1830 die ersten Touristen empfing: englische Sportangler, die am Namsen und dessen Seitenarmen Sanddøla (60 km) und Søråa/Bjøra (35 km) ihr Angelglück versuchen wollten. Wer einmal sehen möchte, welche großen Brocken hier aus dem Wasser zogen werden, kann den echten Wildlachs in einem 55.000 l-Becken betrachten – Grong besitzt das größte Lachsaquarium Norwegens.

Unzählige Angelshops und Fisch-Guides beraten bei der Wahl der Ausrüstung, die auch vor Ort geliehen werden kann. Universellstes Gerät bei der Lachswaid ist eine 14 Fuß lange Zweihandrute der Klasse 9. In die Gerätekiste gehören neben einer Schwimmschnur auch eine Intermediate sowie eine Sinkschnur, um für alle Situationen gerüstet zu sein. Lachse werden im Regelfall am besten mit Tubenfliegen gefangen, je nach Tageszeit und Wassertrübung kommen häufig grüne (klares Wasser), rote (kaltes Wasser) oder schwarze Fliegen (nachts) zum Einsatz.

Mitten durch das Namdalen führt der Fiskeveien, eine 150 km lange Reiseroute von der norwegischen Atlantikküste zu den schwedischen Fjälls vorbei an hervorragenden Angelgewässern und Lachsflüssen. Der Namsen gilt als „Königin der Flüsse“ – den Titel „König“ trägt der Tanaelva in der Ostfinnmark. Im norwegisch-finnischen Grenzfluss wurde 1929 der bis heute größte Atlantische Lachs gefangen – ein 36 kg schweres Exemplar. Im vergangenen Jahr musste der wichtigste norwegische Lachsfluss jedoch einen dramatischen Rückgang der Fangquote um 65 Prozent hinnehmen – sie sank auf 40 – 50 Tonnen, so die ersten Prognosen.

Noch 2001 wurde hier jeder fünfte Lachs des nordischen Landes auf die Schuppen gelegt. Das Problem des Tana ist jedoch kein Einzelfall: Im ganzen Land mangelt es inzwischen an großen, laichreifen Lachsen. Deswegen werden von den zuständigen Behörden ab 2008 Begrenzungen im Einsatz von Treibnetzen, Reusen und Wurfnetzen erwogen, ferner eine Begrenzung der Fangzeit für Angler. Doch – ob die Auflagen auch umgesetzt werden, ist offen – zumal das Problem nicht neu ist. Auch in der Vergangenheit waren die Lachsfänge am Tana öfters starken Schwankungen unterworfen. In regelmäßigen Zyklen stiegen die Lachsfänge stark an und brachen dann wieder zusammen.

Ebenfalls hoch im Norden liegt Porsanger mit den Lachsflüssen Lakselva und Stabburselva – hier lassen sich Drills unter der Mitternachtssonne erleben. Andere gute Flüsse sind Børselv, Karasjokka und Neiden. Zu den ertragsreichen Lachsflüssen Mittelnorwegens gehört neben dem Namsen in Nord-Trøndelag der Surna in Møre und Romsdal. Besonders schnell mit Auto und Fähre zu erreichen sind die Fangplätze in Südnorwegen. Als bester Lachsfluss gilt hier der Mandalselva, in dem im vergangenen Jahr rund elf Tonnen Lachs gefangen wurden. Gleich östlich vom Mandalselva liegt die Otra, die sich in den letzten Jahren ebenfalls zu einem ausgezeichneten Lachsfluss entwickelt hat. Andere sichere Lachsgründe sind die Flüsse Lygna, Kvina, Numedalslagen und Tovdalselva. Im Byglandsfjord lebt „Reliktlachs“ (Binnenlachs), ein kleiner Lachs, der seit der Eiszeit von anderen Populationen abgeschlossen lebt.

Für alle Sportfischer gilt: Wer Lachs, Meerforelle oder Saibling angeln möchte, muss eine Jahresgebühr entrichten – sie beträgt in diesem Jahr 210 NOK ( 26 Euro). Die Gebühr gilt vom Tag der Zahlung bis zum 31. März des Folgejahres und kann in allen norwegischen Postämtern oder im Internet (http://www.inatur.no/fiskeravgift) entrichtet werden. Kinder unter 16 Jahre müssen keine Gebühr entrichten. Um in Binnengewässern zu angeln, ist zudem in den meisten Gebieten eine Angelkarte erforderlich. Sie gilt für ein begrenztes Gebiet und einen begrenzten Zeitraum. Diese örtlichen Angelscheine sind in Sportgeschäften, Kiosken, Touristeninformationen oder auf Campingplätzen erhältlich.

Die Top Ten Lachsflüsse Norwegens

(nach Gesamtlachsfang)

  • Tana (Finnmark): 40-50 Tonnen.
  • Gaulavassdraget (Sør-Trøndelag): 16838 kg
  • Gaula (Sør-Trøndelag): 16268 kg
  • Namsen (Nord-Trøndelag): 15614 kg
  • Numedalslågen (Vestfold): 8845 kg
  • Bjerkreimselva (Tengselva): 8618 kg
  • Altavassdraget (Finnmark): 8411 kg
  • Neidenelva (Finnmark): 7734 kg
  • Orkla (Sør-Trøndelag): 7705 kg
  • Stjørdalselva m/Sona (Nord-Trøndelag): 7238 kg

Auskunft

Norwegisches Fremdenverkehrsamt/Innovation Norway

Postfach 113317, 20433 Hamburg, Info-Tel.: 0180-5001548(0,12 Euro/Minute), Info-Fax: 0180-5667929 (0,12 Euro/Minute), www.visitnorway.de

Online-Übersicht über Fischgründe

www.salmon-fishing.no

Dieser Beitrag ist im “nordic friends”-Kundenmagazin der Nordea erschienen. 

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