Riverside Sanctuary: Welcome beim Farmstay

Rund 20 Prozent der australischen Bevölkerung leben auf dem Land. Doch die Landwirtschaft, die einst den fünften Kontinent erschloss, wird heute für die Gesamtwirtschaft immer bedeutungsloser.

Einsamkeit und Eintönigkeit prägen den Alltag auf den Farmen im Outback. Funk, Internet und Satellit sorgen für Verbindungen mit der Außenwelt, Motorräder und „Utes“ für Mobilität. Auf den Ladeflächen dieser typisch australischen Pick-Ups, die seit 1934 Ford Australia und Holden herstellen, lümmeln sich „blue heeler“, mittelgroße australischen Hüte- und Viehhunde.

Die Schirmmütze im Nacken, die großen Hände am Steuer, hockt Bob Porter (63) in der kleinen Fahrerkabine seines Ute und brettert über eine staubige Schlaglochpiste zum Riverside Sanctuary. 35 Kilometer von Ajanta in der Gascoyne-Region von Western Australia entfernt, hat der Farmer seit 2001 zusammen mit seiner Frau Dawn (58) Porter ihre Farm, auf der auch Tochter Fleur (30) mit ihren Töchtern April (9) und Imogen (2) und ihrem Freund Russell lebt, für Gäste geöffnet.

Als Familie laden sie ein, einmal den Bauern-Alltag im Outback hautnah zu erleben: mit Fahrten im Mähdrescher, Spurensuche bei den Aborigines, botanischen Wanderungen, Sternguckernächten, Liedern am Lagerfeuer und klassischer Hausmannskost. Die Besucher wohnen komfortabel in Nanna’s House, der restaurierten Homestead der Großmutter, oder urig in Uncle John’s Landarbeiter-Hütte.

Beide bieten neben klimatisierten Gästezimmern auch eine Küche und einen gemütlichen Gemeinschaftsraum. Abends grasen Emus vor dem Fenster, zum Sonnenaufgang begrüßen pinkweiße Galahs und kunterbunte Lorikeets mit einem Kreischkonzert den neuen Tag.

Riverside Sanctuary: Fleur Porter (l.) mit ihren Eltern. Foto: Hilke Maunder
Riverside Sanctuary: Fleur Porter (l.) mit ihren Eltern. Foto: Hilke Maunder

Nach dem Frühstück mit Eiern, Bacon, Bohnen und Grilltomate präsentiert Bob stolz über seine Farm: 13.000 Hektar Ackerland, die auf 15 km Länge dem Lauf des Murchison River folgen – einem milchgrünen Rinnsal, das die meiste Zeit des Jahres seinem Namen keine Ehre macht.

Seit fünf Generationen leben die Porters auf ‚Riverside’. Dort, wo ab 1927 Schafe weideten und sich Weizen im Wind wog, erstreckte sich um 1848 ein ausgedehntes Bergbaugebiet mit mehreren Minen, aus denen „Galena“, Bleiglanz oder Galenit, gefördert wurde – mit einem Bleigehalt von 87 Prozent einst das wichtigste Erz zur Bleiherstellung. „Pure Galena“ nannte Bob Porter daher auch seinen Familienrückblick, der 2002 zum „Year of the Outback“ als Buch (ISBN 1876658118) erschienen.

Für die Porters bedeuten die Gäste nicht nur Geld, sondern vor allem Abwechslung. „Wir leben hier recht einsam – die Gäste machen unserem Alltag bunt und spannend“, sagt Fleur und steigt in ihren Ute, um die Post vom kilometerweit entfernten Briefkasten abzuholen.

Wer weiter weg vom Highway wohnt, bekommt seine Briefe per Flieger; der Nachwuchs wird per Funk und Mail von der School of the Air unterrichtet. Ärztliche Hilfe bringen die Flying Doctors. Bei allen anderen Probleme hilft nur: Improvisation. Die nächsten Nachbar der Porters sind 15 Kilometer entfern; bei den „stations“ im Outback, Viehfarmen größer als England, oft einige hundert Kilometer.

Seit 1998 wird auf ‚Riverside’ ausschließlich Weizen angebaut. Wassererosion und Schaffraß hatten den Boden so sehr geschädigt, dass jetzt seit Jahren umfangreich aufgeforstet und renaturiert wird. Neue Kanäle sorgen dafür, dass das kostbare Nass nach einem Regen nicht das Erdreich fortspült, sondern in Zisternen landet, lebenswichtigen Reservoirs für Hitzeperioden.

Riverside Sanctuary: Fleur Porter führt über die Familien-Farm. Foto: Hilke Maunder
Fleur Porter führt über die Familien-Farm. Foto: Hilke Maunder

„Denn unsere schlimmste Plage sind nicht die Kaninchen oder Kängurus, sondern die Dürre“, sagt Bob Porter. Im Jahr 2003 erlebte Australien die schlimmste Trockenheit seit mehr als 100 Jahren. Schafe und Rinder fanden nichts mehr zu fressen. Unablässig trug der Wind die ausgetrocknete fruchtbare Erde davon. Australien verlor ein Drittel seiner landwirtschaftlichen Produkte; der Gewinn de Weizenmonopols AWB, des zweitgrößten Weizenexporteurs der Welt, brach um 60 Prozent ein.

Für die Farmer bedeutet die Dürre: Schulden. Mit Krediten decken sie die Futterkosten. Andere fällen Bäume und verfüttern die Blätter an ihre Schafen. Die Äcker gleichen einem Meer aus Staub. Auch 2005 erhielt wieder ein Drittel der mehr als 100.000 Landwirte in Australien wegen der Wasserknappheit finanzielle Unterstützung vom Staat. Immer häufiger stopfen Einnahmen aus dem Öko-Tourismus das Finanzloch der Farmen. Für den Nachwuchs gilt die Devise: Lernt einen krisensicheren Beruf.

So ist Fleur auch nach ihrem Highschool-Abschluss in Geraldton zur James Cook Universität nach Townsville/Queensland gegangen und hat dort ihren Batchelor of Applied Science in Environmental Studies (Meersbiologie und Humangeografie) gemacht.

Riverside Sanctuary: Korken am Band: So einfach geht Insektenschutz auf der Farm der Porters. Foto: Hilke Maunder
Korken am Band: So einfach geht Insektenschutz auf der Farm der Porters. Foto: Hilke Maunder

Hintergrund

Australiens Agrarwirtschaft steuert mit 1,6 Millionen Beschäftigten rund zwölf Prozent zum australischen Bruttoinlandsprodukt von 800 Milliarden AUD (502 Milliarden Euro) bei. Weltweit ist Australien hinter den Vereinigten Staaten die Nummer zwei beim Weizenexport. Beim Rindfleischexport wird der fünfte Kontinent nur von Brasilien geschlagen.

Dieser Beitrag ist im April 2003 in meinem Blog “Walkabout Australien” erschienen, der in die ReiseSchreibe integriert wurde. 

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Der bilderreiche und informative Hauptteil ist nach Regionen bzw. nach Reiserouten gegliedert und beschreibt die schönsten Plätze, die ihr gesehen haben müsst. Von mir stammt der Band Unterwegs in Australien*. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.

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