Tux in Tirol: das sportliche Hochtal

„In Hintertux hau’n wir auf den Putz“ singt „Helmuth aus Mallorca“ in der Hohenhaus-Tenne, im Jahr 2002 aus altem Holz und mit viel Liebe zu alpenländischen oder außergewöhnlichen Details erbaut. Doch der erste Eindruck im Après-Ski-Tempel an der Talstation der Hintertuxer Gletscherbahn täuscht: Tux, das zeigt der Sänger in seinem Video, lockt nicht mit Party, sondern Pisten – buckligen Steilhängen, rasanten Abfahrten und stobendem Tiefschnee.

„Nach Tux kommen Familien und sportliche Skifahrer“, erklärt Carolina Strasser (30) vom Tourismusverband. Vielfältige Pisten, faszinierende Fernsichten und garantierte Schneesicherheit durch den Gletscher zeichnen das Tuxer Tal mit seinen Orten Vorderlanersbach, Lanersbach, Juns, Madseit und Hintertux mit dem Gletscher am Talabschluss aus. Seit Winter 2001/2 sind die Skigebiete im Tiroler Hochtal zur Ski- und Gletscherwelt Zillertal 3000 mit 67 Seilbahnen und Liften, 233 Pisten aller Farben, Halfpipes und Funparks verbunden.

Tux/Skigebiet Eggalm:Tiefschnee neben der Piste am Lattenalmlift.
Im Skigebiet Eggalm findet ihr den Tiefschnee gleich neben der Piste am Lattenalmlift.

Hermann Erler ist hier seit 40 Jahren Skilehrer. „Im Dezember hast Du auf dem Gletscher nichts verloren, sagte früher meine Mutter“, erinnert sich der 64-Jährige, als sich der Gletscherbus III zur Bergstation in 3.250 Meter Höhe empor schwingt. Oben öffnet sich von der Panoramaterrasse eine Fernsicht von der Zugspitze bis zu den Dolomiten. Das Thermometer zeigt minus 18 Grad, Schneeflocken tanzen im Wind. Dick vermummte Gestalten gleiten auf die Pisten. Mit bis zu 86 Pistenkilometern im Winter – und 18 Kilometern im Sommer – gilt der Hintertuxer Gletscher als abwechslungsreichstes, anspruchsvollstes, steilstes und größtes Gletscherskigebiet Österreichs.

1967 wurden die ersten Lifte installiert. Seitdem müssen die Liftstützen, die auf Holzpolstern ruhen, allmonatlich versetzt werden – der Gletscher wandert jedes Jahr zehn Meter zu Tal. Wahrzeichen des Skigebietes ist die eisige Pyramide des Olperers (3.476 Meter). Dahinter ist schon Italien“, zeigt Hermann Erler zeigt mit seinem Skistock. Bis zum letzten Jahrhundert gehörte das Tuxertal zur Pfarrei im Pustertal – und die Tuxer mussten ihre Toten des Winters über den Grat tragen, um sie christlich zu begraben. Heute finden nur noch Tourengeher den Weg zum nahen Nachbarn.

Tux: Skigebiet Eggalm, Piste am Lattenalmlift.
Leicht zu schwingen: die Piste am Lattenalmlift.

Dreh- und Angelpunkt des Skigebietes Hintertuxer Gletscher ist das Tuxer Fernerhaus auf 2.660 Meter Höhe. Im Sommer endet hier das Skivergnügen. Im Winter erschließen 21 Lifte 23 Kilometer leichte blaue Pisten, 47 Kilometer rote Abfahrten und 16 Kilometer schwarze Steilhänge. Eine Herausforderung für Könner ist die Buckelpiste „Lärmstange“.

Hinab ins Tal führt die „Schwarze Pfanne“, die 12 Kilometer lange Talabfahrt von der Gefrorenen Wand. Für Snowboarder wurde eine Weltcup-Halfpipe und ein Funpark am Olperer angelegt. Freerider sollten auf dem Getschergelände vorsichtig sein – rund 30 Mal musste in der letzte Wintersaison die Bergrettung ausrücken, um Wintersportler, die absichtlich die gesicherten Pisten verlassen hatten, aus Gletscherspalten zu retten.

In der Spannagelhütte von 1885 stellt Hüttenwirt Christoph (23) warme „Groign“ auf den Holztisch: „Grammeln“ (Grieben) vom Schweinebauch, in Würfel geschnitten, mit Salz und etwas Zwiebeln geröstet. Eine kleine Gruppe wird von Michl Schlechter mit gelben Öljacken, Gummistiefel und Schutzhelmen ausgestattet. Das ganze Jahr hindurch präsentiert der 60-Jährige die Schönheiten der Spannagelhöhle.

ux/ Hintertuxer Gletscher: Spannagelhöhle, Detail im Marmorzug.
Die Marmorzüge der Spannagelhöhle.

Eine Stunde lang führt er durch den unterirdischen Canyon, zeigt Gletschermühlen, Sinterfahnen, Tropfsteine und Gänge, die sich im Dunkel der Höhle verlieren. Dort, wo Wasser über den Fels rinnt, leuchten die Bänder des bis zu 20 Meter dicken Marmorzugs im Gneis von rot bis blau im Licht der Stableuchte.

Wenn auf dem Gletscher Eiseskälte, stürmische Winde oder Nebel herrschen, lässt sich das Skivergnügen in den drei kleineren, noch unbekannteren Skigebiete des Tuxtertals fortsetzen. Zur Eggalm (1.300 – 2.300 Meter) schwingt sich von Lanersbach eine Gondel hinauf. Mit breiten Wedelhängen und einfachen „Autobahnen“ ist das Gebiet ideal für Familien. Knackiger sind die nordseitigen Abfahrten unterhalb der Beilspitze (2.300 Meter).

Zurück zur Talstation der Gondel geht es mit der Talabfahrt – mit Sonnenstop an der Lattenalm-Hütte. Wer weiter Ski laufen möchte, schwingt sich über wenig fordernde Almwiesen zur Talstation der Rastkogelbahnen in Vorderlanersbach. Dort surren weitere vier Anlagen und erschließen ein leichtes bis mittelschweres Gelände, das bis auf knapp 2.500 Meter reicht. Mit der Pendelbahn „150er Tux“ zum Penken ist das Sonnenplateau am Lämmerpichl an die Skischaukel von Mayrhofen angebunden.

Tux: Skigebiet Eggalm, Winterimpression.
Winter in Tux… viel Tiefschnee findet ihr an der Eggalm

Alle vier Skigebiete an einem Tag kennenzulernen, ermöglicht die Gletscherrunde – eine abwechslungsreiche Rundtour, die auf 72 Abfahrtskilometern 15.000 Höhenmeter überwindet. Für Langläufer wurden 20 Kilometer Loipe angelegt – 14 Kilometer klassisch gespurt, sechs Kilometer für Skater.

Kontinuierlich ausgebaut wird das heute schon umfangreiche Angebot an Nichtskifahrer. 38 Kilometer Winterwanderwege erschließen eine tief verschneite Winterlandschaft. Abseits präparierter Wege führt Roman Erler. Der 41-jährige Inhaber von Natursport Tirol hat sich auf Outdoor-Erlebnisse für Firmen, Familien und andere Gruppen spezialisiert – vom Gleitschirmtandemflug und Höhlentrekking bis zu Schneeschuhwanderungen. Beim nächtlichen „Trappertrail“ beleuchten Fackeln den Weg.

Sein Bruder Klaus betreibt die Höllensteinhütte, eine rustikale Almhütte mit einem besonderen Innenleben: Hinter der Gaststube verbirgt sich ein kleines Bauernmuseum, in dem der Arbeitsalltag auf der Alm mit riesigen Käsekesseln, alten Seilereimaschinen, Butterfässern und Geräten zur Flachsbearbeitung lebendig wird. Sämtliche Exponate hat die Mütter der beiden Brüder, Erika Erler, in den letzten 25 Jahren zusammen getragen.

Tux: Skigebiet Eggalm, Jausenstation Lattenalm.
Die Jausenstation Lattenalm im Skisektor Eggalm von Tux

Draußen vor der Hütte stehen Schlitten. Nachtblau leuchtet der Himmel, hell weiß die Zacken vom Höllenstein (2.874 Meter) und Hohen Riffler (3.231 Meter). In drei Farben begleiten Leuchten die fünf Kilometer lange Naturrodelbahn nach Lanersbach. Gelb mahnt „Vorsicht!“, rot warnt „bremsen“, grün lädt ein: laufen lassen – sonst fehlt der Schwung bis zur nächsten Kurve. Mit einer schnellen Schussfahrt durch die unbeleuchtete Nacht endet die Rodeltour am Tuxer Bach, nur wenige Schritte von der Haltestelle des Shuttlebusses, der kostenlos im Tal verkehrt – bis zwei Uhr nachts.

Doch im Vergleich zum nahen Zillertal geht es im Tuxertal eher ruhig zu. Zwar gibt es zwei Disco und zwei Bars in Hintertux, den Music-Pub „Pfiff“ in Vorderlanersbach und die Schirmbar auf der Sommerbergarena in 2.100 Meter Höhe, doch die meisten Gäste wollen keine Party, sondern sich auf den Pisten im Skigebiet auspowern, abends in der Sauna auftanken und das Abendessen genießen. In der Tiroler Stube des Gourmetshotels Lanersbacher Hof kredenzt Hausherr Ewald Kraxner zu jeden Gang glasweise den passenden Landes-Tropfen – vom Mostviertler Birnensekt als Aperitif bis zur Trockenbeerenauslese vom Neusiedlersee, der sich mit dem Ziegen- und Schafskäse der Käsemacher zur perfekten Harmonie verbindet.

Was Maria Kraxner in der Küche kreierte, war den Gault-Millau-Testern mehrere Jahre in Folge 16 von 20 Punkten wert. Heute verzichtet der 63-Jährige bewusst auf die Bewertung: „Die Auszeichnung brachte uns zu viel Stress – wir haben lieber Zeit für unsere Gäste“, spricht’s und lädt die anwesenden Gäste ein, den Abend eine Etage tiefer ausklingen zu lassen: bei einer Weinprobe von Weißwein-Raritäten im flackernden Schein der Kerzen, umgeben von 16.000 Flaschen.

ux: Skigebiet Eggalm, Blick von der Piste am Lattenalmlift auf Vorderlanersbach.
Blick von der Piste am Lattenalmlift auf Vorderlanersbach.

Info: Skifahren in Tux

REISEZIEL

Tux liegt in einem Hochtal des Zillertals in Tirol.

ANREISE

Auto: Inntal-Autobahn A12 bis zur Ausfahrt Zillertal, von dort 50 km auf der kurvenreichen, aber gut ausgebauten B169 bis Mayrhofen, dann auf der Tuxer Landstraße das Tuxertal hinauf. Bahn: Von ICE-Halt Jenbach rattert die Zillerbahn hinauf nach Mayrhofen, von dort verkehrt ein Postbus regelmäßig nach Tux. Flug: Von den Flughäfen München (180 km), Salzburg (160 km) und Innsbruck (90 km) werden Shuttle-Dienste angeboten.

UNTERKUNFT

In Tux gibt es 4.871 Gästebetten, davon 18 Viersternehotels, 29 Gasthöfe und Pensionen mit drei Sternen, 25 Zweisternehäuser sowie 203 Privatzimmer und Ferienwohnungen. Eine Woche Halbpension im Dreisternehaus kostet ab 329 Euro pro Person.

URLAUBSKASSE

Skikurse für Erwachsene gibt es ab 189 Euro/5 Tage; All-Inclusive Kinderkurse samt Essen und Ausrüstung ab 169 Euro/5 Tage. Der Super-Skipass-Zillertal mit Gletscher für sechs Tage kostet für Erwachsene 163 Euro, Jugendliche 130 Euro, Kinder 98 Euro. Wer sich die Ausrüstung leiht, zahlt für Ski, Schuhe und Stöcke je nach Standard zwischen 93 bis 133 Euro/5 Tage.

GESUNDHEIT

Generell gibt es keinerlei besonderen gesundheitlichen Gefahren. Wegen der Kälte und der Höhensonne sollte die Haut mit einer stark fetthaltigen Sonnencreme geschützt werden.

REISEZEIT UND KLIMA

Die Hauptsaison im Winter dauert in Tux vom 20. Dezember 2004 bis 1. Mai 2005. Der Hintertuxer Gletscher ist ein Ganzjahresskigebiet.

INFORMATIONEN

Zentralstelle für Prospektbestellungen und Urlaubsinformation ist der Österreich Information Urlaubsservice, Postfach 83, A – 1043 Wien, Tel. 01802 10 18 18 (Ortstarif), Fax 01802/10 18 19 (Ortstarif), E-Mail: urlaub@austria.info,. Internet: www.austria.info/de. Vor Ort erteilt Auskünfte der Tourismusverband Tux, A-6293 Tux, Lanersbach 472, Tel. +43/(0) 52 87/85 06, Fax: +43/(0)52 87/85 08, E-Mail: info@tux.at, Internet: www.tux.at

Dieser Beitrag wurde am 28. September 2004 vom gms-Themendienst der dpa verbreitet und von zahlreichen deutschsprachigen Medien veröffentlicht, u.a. am 23. Oktober 2004 von der Westdeutschen Zeitung. 

Die Pisten von Tux in Tirol

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