Vietnam: Đà Lạt heißt Urlaub

Die Luft ist kühl und erfrischend, die Architektur europäisch inspiriert, im Wald wird nach Wild gejagt:Đà Lạt, auf rund 1.500 Meter Höhe zwischen den Hügeln der Lang Bian-Hochebene gelegen, galt einst als „Klein-Paris“. Heute lockt die einstige „hill station“ der Franzosen besonders vietnamesische Flitterwöchler und westliche Golfspieler an.

Das Klein-Paris von Vietnam

Die „junge Stadt des ewigen Frühlings“ war 1897 von Franzosen als Sommerfrische und kühler Zufluchtsort vor der drückenden Hitze der Küstenebene gegründet worden – und hat bis heute nichts von ihrem Charme verloren. Trotz einiger Bausünden aus Beton stellt die Stadt bis heute eine gelungene Symbiose zwischen französischem Kolonialerbe und asiatischem Alltag dar.

Am Tuyen-Lam-See; schwimmende Hütte mit Garten

Von der französischen Kolonialverwaltung und den französischen Geschäftsleuten wurden in Đà Lạt vorwiegend große Villen in Fachwerk errichtet, um einen Hauch von Europa ins Land zu holen. In der einstigen Mitte der Stadt wurde der kleine See Xuan Huong angelegt, dessen Name an eine Dichterin aus dem 18. Jahrhundert erinnert. Nördlich davon folgte 1922 der Golfplatz. Die einstige Neun-Loch-Anlage, 1956 renoviert und dann verfallen, wurde 1994 mit finanzieller Hilfe aus dem Westen als Dalat Palace Golf Club neu eröffnet.

Bestes Golfplatz des Landes

Der landschaftlich wie spielerisch beeindruckende 18-Loch-Parcours, 2001 von der renommierten Greenbibel „Golfdigest“ als bester Platz des Landes ausgezeichnet, lockt heute Golf-Enthusiasten aus aller Welt an. Eines der letzten historischen Luxusherbergen Asien bietet die passende Unterkunft an: der 1922 erbaute und perfekt restaurierte Sofitel Dalat Palace, ein Fünfsternehaus in nächster Nähe zum Green.

Das einst zentrale Erholungsgebiete der Franzosen liegt heute im Süden der 130.000 Einwohner-Stadt. Am Nordufer blühen seltene Lilien, Orchideen, Kamelien und Rosen in den etwas herunter gekommenen Blumengärten  Vuon Hoa Than Pho. Morgens und abends umkreisen Jogger auf der baumbestandenen Straße von fünf Kilometer Länge den See. Unter alten Koniferen sitzen Angler am Ufer und fischen. Das Than Thuy Restaurant verleiht Tretboote. Mit ihrer Schwanenform sind sie bei Flitterwöchlern und jungen Paaren besonders beliebt – so können sie für Minuten oder Stunden ungestört sein.

Bei Đà Lạt am Tuyen-Lam-See: Erodierte Landschaft. Frauen tragen Lasten ins Dorf.

Wasserfälle und Seen als Kulisse

Đà Lạt lebt vom Flitterwochen-Tourismus. Mehr als 300.000 inländische Touristen zieht es jährlich in die Stadt. Frischvermählte lassen sich gerne vor den Cam Ly Wasserfällen fotografieren. Die langgezogenen, kaskadenartigen Fälle schlängeln sich einen Felsen entlang, bis sie sich in einen kleinen See ergießen. Dabei schäumt und riecht entsprechend – auch die gesammelten Abwasser der Stadt laufen den Felsen hinunter.

Doch das hält die Vietnamesen nicht ab, sich hier wohl zu fühlen. Immer wieder klicken die Fotoapparate. Hier lässt sich ein Paar auf der hellblaue Brücke über dem „reißenden“ Fluss fotografieren, dort steigt ein frisch gebackene Ehemann in Cowboyuniform, schwingt sich aufs Pferd und demonstriert für Frau und Fotografen seine Männlichkeit.

Kleine Pavillons laden zur Rast, Imbissbuden bieten Softdrinks und Süßes, Souvenirstände passende Erinnerungsstücke an den Tag: die Wasserfälle von Pink bis Plastik. Während das Paar noch das Ambiente genießt, mahnen die Fahrer, meist für den Tag gemietet, zur Eile. Es warten noch so viele Attraktionen…das Tal der Liebe mit dem künstlichen Ho  Da Thien Lake, ein Ausritt am See der Seufzer Ho Than Tho, ein Bummel durch die Liebesstraße. Ein letztes Foto vor dem Wasserfall – und schon entschwinden Fahrer und Gäste auf laut knatternden Dreirädern.

Ebenfalls sehr beliebt bei einheimischen Touristen sind die Prenn Waterfalls, zehn Kilometer außerhalb von Đà Lạt Richtung Ho Chi Minh City gelegen. Je mehr man sich den breiten und kurzen Fällen nähert, umso kühler wird es: Der feine Sprühregen, der die zehn Meter hohen Fälle umhüllt, sorgt für eine angenehme Abkühlung. Das kleine Tal zu Füßen der Fälle ist mit einem Blütenteppich bedeckt. Und wieder macht es „klick“, fängt ein junges Paar von einer schmalen Brücke aus die Szenerie fürs Fotoalbum ein.

Grüne Berge und Pagoden

Nur selten finden Flitterwöchler den Weg zur Truc Lam-Pagode mit weitem Blick über den Tuyen Lam Lake. Der runde See bildet das Zentrum des Tuyen Lam Nationalparks, der dem Lauf des Dong Nai Flusses folgt. Rund 16 Kilometer von Dalat entfernt an der Nationalstraße Dalat – Ho Chi Minh City gelegen, lockt die unberührte Natur Ornithologen und Vogelfreunde aus aller Welt an. Mit Feldstecher und Suchliste machen sie sich auf die Pirsch nach Rotbauch-Buschwachteln, Grünfinken, Malaienadler und Rotkopfimalien.

Ebenfalls ein äußerst ergiebiges Ziel zur Vogelbeobachtung ist Mount Langbian, mit 2.167 Metern der zweithöchste Berg auf dem Dalat-Plateau. In den Aufwinden segeln Kiefernteesa und Rotbauchadler, über den Wipfeln der Pinien halten Hinduweihen nach Beute Ausschau. Inzwischen finden auch immer mehr Bergsteiger und Wanderer den Weg zum Gipfel: Weit reicht die Fernsicht über ein Band grüner Berge, die die silbernen Strahlen der Sonne reflektieren.

Erst seit kurzem bieten Veranstalter aus Đà Lạt hier Paragliding-Flüge und Kletter-Kurse an. Ebenfalls noch recht neu im Angebot sind auch Touren zu den ethnischen Minderheiten an, die in der Bergregion jahrzehntelang ihr Rückzugsgebiet hatten. Mit den Lat und Koho leben bereits zwei dieser 54 Völker inzwischen zum Großteil vom Tourismus.

Auf einem nur 700 Meter hohen Hügel im Herzen von Đà Lạt erhebt sich die Linh Son Pagode. Das dazu gehörige buddhistische Kloster, 1938 erbaut, ist ausschließlich Männern vorbehalten. Geistliches Oberhaupt der zwölf Mönche mit ihrem eigenwilligen Haarschnitt ist Thich Tu Man, der seit im Kloster lebt. Sehenswert ist auch der tonnenschwere Buddha in der Haupthalle des Klosters sowie ein kleiner Raum neben der Pagode, in dem zunächst nur buddhistische Schriften und Bücher gedruckt wurden, heute aber auch Souvenirs verkauft werden.

Ebenfalls auf einem kleinen Hügel liegt die einstige Sommerresidenz von Bao Dai, des letzten Kaisers von Vietnam. 1945 war er zurück getreten und hatte die Macht Ho Chi Minh übertragen. Sein standesgemäßes Anwesen mit seinen 25 Zimmern – ist heute nahezu unverändert für Besucher geöffnet. Die einstige Residenz des französischen Generalgouverneurs, ebenfalls 1933 erbaut, ist heute ein Hotel. Wer kein Zimmer für rund 50 Euro bucht, kann das Innere gegen Gebühr besichtigen.

Vietnam/Dalat: der Zentralmarkt.

Auf dem Hauptmarkt Cho Da Lat herrscht schon morgens früh reges Treiben. Berge von Gurken, Tomaten, Zwiebeln und Erdbeeren stapeln sich neben unbekannteren Genüssen, die es zu probieren lohnt. Zum Beispiel Drachenfrüchte: die pinkfarbene Frucht schmeckt wie eine Kreuzung aus Kiwi und Wassermelone. Đà Lạt, das wird bei einem Bummel deutlich, lebt trotz fehlender Industrie nicht nur vom Tourismus. Die Felder rings um die Stadt bilden bis heute den Obst- und Gemüsegarten des Landes. Möglich macht es das gemäßigte Klima mit regelmäßigen Niederschlägen und keinen extremen Temperaturschwankungen. Doch auch hier expandiert Đà Lạt: Kaffee- und Teeplantagen sollen künftig die Hänge der Hügel überziehen.

Đà Lạt: Infos

Reiseziel

Đà Lạt liegt 290 Kilometer nordöstlich von Ho Chi Minh City in der Lam Dong Provinz.

Hinkommen

Vietnam Airlines fliegt täglich nach Ho Chi Minh City (Saigon) in neuen französischen ATRs. Die Flugzeit beträgt 40 Minuten. Mit dem Wagen beträgt die Fahrtdauer nach Ho Chi Minh City auf dem Bien Hoa Highway knapp fünf Stunden.

Dokumente

Das Visum für die Einreise muss vorab bei der Vietnamesischen Botschaft in Berlin oder über ein Reisebüro besorgt werden. Bei Ankunft am Flughafen werden keine Visa ausgestellt! Der Reisepass muss mindestens einen Monat länger gültig sein als das Visum, welches im Land maximal um vier Wochen verlängert werden kann. Kinder benötigen einen eigenen Kinderpass mit aktuellem Lichtbild und ebenfalls einem Visum.

Botschaft der Republik Vietnam

Elsenstraße 3, 12435 Berlin-Treptow, Tel.: 030/53 63 01 08, Fax: 030/53 63 02 00, Montag und Freitag 9-12, 14-17 Uhr

Unterkunft

Hotel Sofitel Dalat Palace

12 Tran Phu Street, Tel. 84 63 82 54 44, Fax: 84 63 82 56 66, Web: www.sofitel.com.
Eines der letzten historischen Hotels in Asien, 1922 erbaut, fünf Sterne 43 Zimmer, ab 169 Euro.

Novotel Dalat

7 Tran Phu Street, Tel. +84 63 82 57 77, Fax: +84 63 82 58 88.
Viersternehaus, gleich neben dem Sofitel-Hotel. 1932 unter dem Namen Du Parc-Hotel erbaut, 1997 renoviert im alten französischen Stil neu eröffnet. Zimmer ab 119 Euro.

Empress Hotel

5 Nguyen Thai Hoc Street, Tel. +84 63 83 38 88, Fax: +84 63 82 93 99.
Angenehmes und komfortables Hotel am Westufer des Xuan Huong Sees mit 19 Zimmern und Suiten. ab 80 Euro/DZ

Golf III Hotel

4 Nguyen Thi Minh Street, Tel. +84 63 82 23 16, Fax: +84 63 83 03 96. Web: http://golfhotel.vnn.vn.
Dreisternehaus im Stadtzentrum mit Sauna und Spa

Auskunft

Derzeit gibt es im deutschsprachigen Traum kein vietnamesisches Fremdenverkehrsamt. Auskünfte zu Vietnam erteilt: Indochina Services, Enzianstraße 4, 82319 Starnberg, Tel. 08151 77 02 22, Fax: 08151 77 02 2, www.indochina-services.com

Dieser Beitrag ist 2005 auf Spiegel Online erschienen. 

Am Tuyen Lam-See.

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