Warth: Arlberg ohne Jet-Set

Knackige Pisten, traumhafter Tiefschnee, garantiertes Winterweiß: Warth hat alles, was den Arlberg einzigartig macht. Nur eines fehlt: Promis in Pelz. Die internationale High Society tummelt sich auf der anderen, der teuren Seite des Arlbergs – im Nachbarort Lech.

Wer jedoch sportliches Skifahren zu fairen Preisen schätzt, ist in dem bodenständigen Bergdorf richtig. 16,2 Millionen Euro wurden zur Saison 2003/4 in fünf neue Liftanlagen investiert – kein Schlepplift stört mehr beim Schwingen durch das weitläufige Areal unterhalb von Wartherhorn und Auenfelderhorn. 66 Kilometer Piste, die Hälfte davon mittelschwer bis schwer, lassen abends die Muskeln brennen.

Vor allem die Talabfahrten haben es in sich. Die schwarze Salober-Nord führt in der Falllinie zu Tal. Da bleiben selbst Cracks erst einmal stehen und sondieren das Gelände. Andere schwenken ab und wagen sich auf die Ochsaköpf-Buckelpiste.

Wenige Meter über ihren Köpfen wird ihr Können kommentiert. Der Vierersessel, der vollbesetzt zum Saloberkopf, schwebt, ist der schönste Logenplatz der Piste, Paradeplatz zum Schauen, Staunen und Lachen. Auch die Groß-Mulde-Tourabfahrt an der Jägeralpbahn führt durch buckliges Gelände.

An der Auenfeldbahn wurde neben der unpräparierten Skiroute eine rote Piste gewalzt . An jeder Bahn gibt es mindestens eine leichtere Variante zurück ins Tal. Die Wannenkopfbahn eröffnet kurze, leichte Abfahrten. Die Karhornbahn und der neue Hochalp-Zweiersessel führen hinauf in ein sanft gewelltes Almgelände. Ein paar schnelle Schwünge noch, dann ist Jausenzeit in der Hochalpe. Sämtliche Plätze auf der Sonnenterrasse sind besetzt. Im Glas der Gletscherbrillen spiegelt sich das eindrucksvolle Panorama – die Gipfel des Skigebietes.

„Da, seht ihr die Gruppe?“ ruft plötzlich eine Dame am Nachbartisch und zeigt auf winzig kleine Figuren, die um eine Felsnase gleiten: Tourengeher. Wird die Route über das alte Walserdorf Bürstegg gewählt, dauert der Weg gut zwei Stunden. In direkter Linie ist Lech ist einer Stunde erreicht. Über die Skischaukel Falken und Körbersee geht es romantisch den Wald hinab zurück nach Schröcken oder Nessleg, die ebenfalls zur Snowworld gehören.

Die Verbindung nach Warth und zu den Talstationen schafft ein kostenloser Skibus. Meterhoch aufgeschobener Schnee säumt die Fahrbahn. Die Westwinde versorgen Warth noch mit Winterweiß, wenn anderenorts längst Dreckigbraun angesagt ist. 142 Tage lang waren im Vorjahr Talabfahrten möglich. Dank der Höhenlage der Nordosthänge sind die perfekt präparierten Pisten von Frühwinter bis weit in den April tadellos.

Dieser Beitrag ist im Oktober 2003 in der Westdeutschen Zeitung erschienen. 

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