Es ist zerfurchter und rauer als der charismatische Viehtreiber Hugh Jackman, schöner als Nicole Kidman – und der eigentliche Star des romantischen Abenteuerfilms „Australia“, der im Dezember in die deutschen Kinos kommt: das Outback des Northern Territory.
Vor seiner Atem beraubenden Landschaft inszeniert der australischen Starregisseur Baz Luhrman bildgewaltig ein vergessenes Kapitel der australischen Geschichte als packenden Epos. Die englische Aristokratin Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) erbt eine Outback-Farm und rettet sie gemeinsam mit dem raubeinigen Viehtreiber (Hugh Jackman) aus den Klauen der örtlichen Rinderbarone. Wie einst treiben sie dafür 2000 Rinder durch das Top End Australiens hin nach Darwin – und erleben dort im Frühling 1942 das japanische Bombardement der nordaustralischen Hauptstadt.
„Faraway Downs“ heißt im Australia-Film die fiktive Rinderfarm von Nicole Kidman – und far away oder „way out back“, wie die Stickerei auf Franz Ranachers blauer Hemdtasche verrät, liegt auch die Bullo River Station, ganz weit draußen. Oder genauer: 800 km oder anderthalb Flugstunden südwestlich von Darwin, mitten im Buschland zwischen Victoria River, Timor See und der Grenze zu Westaustralien.
Auf das Asphaltband des Savannah Highway folgen 99 km Schotterpiste bis zum Hof. Zwei Stunden dauert die Fahrt zum nächsten Nachbarn, vier Stunden in den nächsten Ort. 6.000 Brahman-Rinder grasen hier unter dem endlos weiten, kobaltblauen Himmel. 200 schnappen sich jährlich die Krokodile. Und wie auf der Film-Farm Faraway Downs wurde auch Bullo River Station durch eine Frau namens Sara berühmt: Sara Henderson.
Ihr Mann Charly Henderson, ein hoch dekorierter US-Kampflieger im Zweiten Weltkrieg, hatte sich mit der Farm fernab der Zivilisation einen Lebenstraum erfüllt. Nach seinem Tod geriet Bullo in finanzielle Schwierigkeiten – und wurde von Sara gerettet, die ihre Erlebnisse im Outback und den Kampf um die Farm literarisch verewigte – und durch ihre insgesamt sechs Bücher zur bekanntesten Farmerin des Kontinents aufstieg.
Seit 2001 bewirtschaften der gebürtige Österreicher Franz Ranacher und seine Frau Marlee die 1600 qkm große Farm und lassen das ganze Jahr hindurch Gäste am Landleben teilnehmen: Ein Tag auf Bullo River Station ist ein filmreifes Outback-Erlebnis. Echt und unverfälscht. Kängurus grasen vor der Veranda, auf der gemeinsam am langen Holztisch gegessen wird.
Zwischen bauchigen Baobabbäumen weiden weißgraue Rinder, Wasserbüffel suhlen sich in einem Schlammloch. Als ruhiges blaues Band mäandert der Bullo River durch die weite Steppe, zwängt sich durch eine enge Schlucht und stürzt bei den „Cascades“ als Wasserfall über roten Granit in kühle Felspools. Unter den Felsübergängen zeigt Viehtreiber Evans Aboriginal Art, Fabelwesen, Tiere und Menschen im Röntgenstil, gemalt mit Kreide, gelbem und rotem Ocker – eine Freiluftgalerie im Busch.
Nachmittags heißt es: „Hands On“ – wer mag, kann bei der Farmarbeit mit anpacken. Franz treibt die Herde im Hubschrauber zum „Mustering“ zusammen. Mit Stöcken werden die Tiere in ein von Metallschranken begrenztes Laufgitter getrieben, wo sie untersucht werden. Aber auch beim Reparieren von Zäunen, Fahrzeugen oder Werkzeug ist Hilfe willkommen.
Das erforderliche Handwerk können angehende Cowboys am Rural College der Charles Darwin University in Katherine lernen, der drittgrößten Stadt des Northern Territory und Hauptstadt des „Never Never“, des weiten Niemandlandes mit seinen riesigen Rinderfarmen. Unterrichtet werden die künftigen „Jillaroos“ und „Jackeroos“ von Tony und seinem „Mate“ Terence, einem hoch gewachsenen, tief schwarzen Aborigines.
Fünf Tage lang, von früh bis spät, heißt es: Reiten, Zäune bauen, Wasserstellen prüfen und Tiere zur Musterung treiben. Doch nicht per Heli oder hoch zu Ross, sondern wie die meisten modernen australischen Cowboys: per Quad, einem Motorrad mit vier Rädern, das sich auf den buckeligen Schotterpisten ebenso bewährt wie offroad im Outback.
Die letzte Nacht verbringt die Gruppe im Busch. Keiner hat Zelte aufgestellt, alle haben als Bett die ”swag” gewählt, den australischen Schlafsack aus Gummihülle, Daunendecke und Kopfkissen. Wie still es ist. Und was für ein fulminanter Sternenhimmel. Im Freien schlafen, friedlich und frei. Für die meisten ist es das erste Mal. Hier und da ein leises Flüstern: Gibt es hier Dingos? Und was ist mit Schlangen? Doch selbst die Fliegen, die tagsüber allgegenwärtig sind, fehlen jetzt.
Am nächsten Morgen weckt frisch gebrühter Kaffee die kleine Gruppe. Als Kaffeekanne hält ein Blechtopf her, mitten in die Flammen des Feuers gestellt. Das Toast bräunt langsam auf einem Grill, in der Pfanne brutzeln Eier, im kleinen Topf baked beans. Langsam steigt die Sonne auf und löst erste Umrisse aus dem Dunkel der Nacht: Meter hohe Termitenhügel, Eukalyptusbäume und Rinder, die das karge Gras aus dem harten Boden reißen.
Teil der akademischen Ausbildung, die mit Diplom endet, ist auch ein Ausflug zum Nitmiluk Nationalpark, der Heimat der Katherine Gorge. Fast 100 Meter hoch ragen in der berühmten Schlucht die tiefroten, zerfurchten Steilwände auf, die der Katherine River im Laufe von einer Milliarde Jahren ins Gestein geschnitten hat.
Auf zwölf Kilometer Länge entstanden dabei 13 Schluchten, die je nach Jahreszeit durch Felsbarrieren getrennt oder reißende Stromschnellen verbunden sind. In seinen Fluten leben 45 Fisch- und 15 Schildkrötenarten; an seinen Stränden legen Süßwasserkrokodile ihre Eier ab. Nur in der fünften Schlucht herrscht reges Strandleben: Hier, am Endpunkt jeder halbtätigen Kanutour, wird gebadet und gesonnt, geflirtet und gepicknickt. Und so manch einer mag das kühle Nass dabei gar nicht verlassen und lässt sich mit der Schwimmweste am Körper im Wasser treiben.
Abends um sechs ist das letzte Sonnenlicht aus der Schlucht verschwunden. Auf dem Freigelände des Katherine Outback Museum entzündet Geoff Marks ein Lagerfeuer. Und während der Kanincheneintopf im Blechtopf über den Flammen brutzelt, erzählt „Marksie“ Geschichten über das Leben im Outback. Wahre, wahrscheinliche und wundersame. Wie von einem Kumpel Max Smith in Mataranka. In diesem Weiler hundert Kilometer südlich von Katherine würde der Farmer mächtige Barramundi-Fische mit bloßen Händen aus seinem Billabong ziehen. Ob’s stimmt? Fahrt hin und seht nach!
Filmreifes Outback erleben
OJJE Program / NT Rural College
Charles Darwin University
Beim Cowboy-Kompakt-Kurs lernen Stadtmenschen in fünf Tagen das Handwerk der Jilleroos und Jackeroos.
• Katherine NT 0852, Tel. +61 8 89 73 83 11, www.cdu.edu.au
Marksie’s Stockman’s Camp Tucker Night
Katherine Museum
Lagerfeuer-Romantik unter dem Sternenhimmel – mit Bush Dinner, Aussie-Döntjes und Country Songs.
• 2 Gorge Road, Katherine NT 0852, Mobil-Tel. +61 (0) 427 11 2 8 06.
Bullo River Station
12 Zimmer im Gästeflügel neben dem Haupthaus, wo auf der Veranda am langen Holztisch gemeinsam gegessen wird. Angeboten werden Ausflüge zu Wasserfällen und Aborigines-Kunst, Bootstouren auf dem Fluss, Angeln, Reiten und Mithilfe bei der Farmarbeit.
• MB 94, Katherine NT 0851, Tel. +61 8 9168 7375, www.bulloriver.com
Dieser Beitrag war eine Auftragsarbeit für Tourism Northern Territory anlässlich der Kino-Premiere von “Australia” im Jahr 2008.
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Andreas Fröhlich von den Drei ??? erzählt die Kulturgeschichte Australiens spannend wie einen Krimi. 2010 wurde er als „Bester Interpret“ mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
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