Koala-Pirsch und Seelöwen-Parade, Winzerträume und Goldrauscherbe, Trend-Citys und Surf-Spots, Outback und Regenwald: Die XXL-Rundfahrt durch Australiens Süden bündelt kompakt die Highlights von Victoria und South Australia. Und für eigene Entdeckungen bleibt auch noch Zeit!
850 km durch den Süden
Amerika hat seinen Highway 1, Australien seinen Highway 100: die Great Ocean Road. Auf der M1 geht es aus Melbourne hinaus, Richtung Torquay, wo Boards zum Business-Outfit gehören und die Surfszene in ihrer Hall of Fame an Big-Wave-Surfer wie Kelly Slater erinnert.Bis zu sieben Meter hoch sind die Brecher, die auf den Bells Beach donnern.
„Hells Beach“ tauften ihn die Surfer, die jeden März bei einer Megaparty am Strand ihren Meister küren: Das Rip Curl Pro ist ein Volksfest auf den Breaks wie am Beach.300 Kilometer lang künden steile Klippen vom Kampf mit den Gezeiten, von Gefahr und Verlust.
Mehr als 200 Schiffe zerschellten im Süden an Riffs und gaben der Shipwreck Coast den Namen. Die Kraft von Wind und Wellen hat Schluchten ins Land geschlagen, riesige Höhlen und Kamine ausgewaschen, durch die das Meer seine Wogen presst und singt. So hat die berühmten Zwölf Apostel geschaffen, die bis zu 65 Meter aus der Bass Strait ragen, aber erosionsbedingt längst auf zehn Kalksteinnadeln reduziert sind.
Türkis das Maar, roter der Lobster
Etwas zahmer wird die Küste erst bei Port Fairy. „Weltbeste Kleinstadt“ urteilte vor einigen Jahren die UN bei den LivCom Awards über das charmante Dorf. Womit die alte Walfangstation punktete? Attraktive Umgebung, vielseitige Küche, legendäres Folk Festival und 50 denkmalgeschützte Häuser wie das „Caledonian Inn“, das 1844 als erster Pub in Victoria Alkohol ausschenken durfte. Darauf ein Victoria Bitter!
Das sanft gewellte Grenzland zu South Australia spuckte noch vor 5.000 Jahren Feuer. Zurückgelassen haben die rund 400 Vulkane der Newer Volcanics Province unzählige Höhlen, Lavaröhren und ein geheimnisvolles Maar, das seine Farbe wechselt: der Blue Lake von Mount Gambier.
Jeden Sommer schimmert sein Wasser türkis. Tiefrot leuchtet hingegen die Terra Rossa, die in Coonawarra den Cabernet zum Spitzenwein macht. Traumhafte Tropfen, die zum Bleiben animieren. Das Hummer-Schlemmen im Schatten des 17 Meter hohen, feuerroten Big Lobster von Kingston wird einfach auf den nächsten Tag verschoben.
Und danach wird gepaddelt, drei Stunden lang durch die amphibische Welt des etwas nördlicher gelegenen Coorong National Park hin zur Mündung des Murray River. Pelikane, Kormorane und Ibisse bevölkern die Lagunen, wild und einsam säumen Dünen den Nehrungsstreifen der Younghusband Peninsula, die der Brandung des Southern Ocean trotzt.
Völlig anders die Szenerie auf Granite Island, das sich per doppelstöckiger Pferdetrambahn von Victor Harbor aus erreichen lässt. Orange leuchten die Flechten auf dem Granit, der durch Wollsackverwitterung ganz rund geworden ist. Zehn Kilometer tief ragt das Granitvorkommen hier in die Erde, wild nagt die Brandung am Fels.
Seehunde im Nebel
Wie organisieren Seelöwen ihren Alltag? Janet Simpson an der Seal Bay von Kangaroo Island weiß es: „Drei Tage jagen und fressen, drei Tage dösen und verdauen, das ist ihr Lebensrhythmus“, erzählt die Rangerin tags darauf, als man sich nach dem morgendlichen Fährsprint mit Sealink auf Kangaroo Island wie im Zoo fühlt.
Plötzlich bäumt sich ein massiger Seelöwe auf, reißt das Maul auf – und gähnt so laut, dass es wie Kampfgeschrei klingt. Die Kolonie indes döst weiter. Der Nachwuchs kuschelt sich an die Mutter, alle paar Minuten lässt sich ein Seelöwe mit der Brandung an den Strand spülen, dreht sich kurz und beginnt seinen Verdauungsschlaf, während die Gischt die Seehunde in Nebel hüllt. Hinter den Klippen recken sich die beinahe weißen Dünen der Little Sahara aus dem grünen Busch.
Das Labyrinth der Kelly Hill Caves birgt eine unterirdische Wunderwelt mit Stalagmiten und Stalaktiten, die im Schein der Strahler marmorweiß und rosa leuchten. Den Westen der Insel nimmt der Flinders Chase National Park ein. 27.000 Koalas leben in seinen Eukalyptuswäldern, Hunderte neuseeländische Pelzrobben dösen unter dem Admiral’s Arch am Cape du Couedic. Wind, Regen und Meerwasser haben die Remarkable Rocks geformt, faszinierende Fabelwesen aus Fels.
Picknick am Pink Lake
Zurück aufs Festland! Auf der Fleurieu Peninsula gilt es noch, beim Schnorcheln in der Rapid Bay zwischen Schiffswracks blättrige Fetzenfischen zu entdecken, auf dem Shiraz Trail des McLaren Vale vorüber an Weingütern wie Spring Seeds und Serafino bis nach Willunga zu radeln und durch die Schlucht des Onkaparinga River zu wandern, ehe es mitten hinein nach Adelaide geht.
Nur eine Meile im Quadrat misst das Herz der Stadt. Übersichtlich und gemütlich. Und doch voller Vibes, funky, kreativ. Wie so vieles im Süden. Alles liegt so nah beieinander. Selbst das tiefste Outback in Gestalt der im Norden gelegenen Flinders Ranges, jene von flachen Wüsten, Sanddünen und riesigen Salzseen begrenzte, raue Wildnis mit Bergen, Schluchten und Buschland, lässt sich in nur wenigen Autostunden erreichen.
Aber auch in der anderen Richtung befindet man sich nach ein, zwei Autostunden und dem Passieren der Murray-Region mit ihrem großen Freizeitangebot in einer vollkommen anderen Welt. Der Ortsname Bordertown trifft es ziemlich gut. Eine staubige Piste, die durch Sanddünen führt, bewachsen mit Saltbush, Spinifex und Mallee. Genau hier, in der Heimat der Ngarkat-Aborigines, verläuft die Grenze zwischen South Australia und Victoria.
Stumme Zeugen der Vergangenheit
Hinter Horsham geht es auf Landstraßen mit Sommerwegen vorbei an weiten Weiden, auf denen imposante Gum Trees stehen, helle Borke, bizarr geformt. Dann durchfährt ein Höllenlärm die pastorale Stille. Einer dieser Veteranen hat sich von einem Ast getrennt. Krachend fällt das meterlange Holzstück ins Grün. Die Schafe blicken nicht einmal auf. Bald erscheint ein Mini-Gebirge am Horizont, das gewaltige Erdbeben vor 400 Millionen Jahren erschufen: die Grampians.
Gariwerd nannten die Koorie-Aborigines ihre Heimat und schmückten Höhlen und Überhänge mit Malereien. Mehr als 4.000 Felszeichnungen an 60 Standorten wurden bis heute entdeckt – einige sind mehrere Tausend Jahre alt. Wind und Wasser haben bizarre Felsskulpturen geschaffen, als breites Band donnern die MacKenzie Falls zu Tal. Und döst da nicht ein Koala in den Wipfeln?
Goldgräberstimmung à la 1850
Auch Kookaburras lassen sich bei den Wanderungen entdecken, wenn es durch die Wildnis hin zu den Aussichtsfelsen der Balconies und Pinnacles inklusive 360-Grad-Blick auf den Nationalpark geht. Herden von Kängurus grasen auf Lichtungen und in der Zumsteins Picnic Area.
Neugierig kommen sie angehüpft, ganz und gar zutraulich. Wie weich ihr Fell ist, wie zart ihre Schnauze! Doch als sie merken, dass sie kein Futter bekommen, zeigen sie ihre Krallen. „Don’t feed, don’t touch.“ Die Lektion ist gelernt. Fast mit etwas Wehmut geht es nach Ballarat. Soll das schon die letzte Station des Self Drives sein?
Doch Sovereign Hill wischt die trüben Gedanken rasch fort. Mehr als 100 Statisten in historischen Kostümen stellen in der rekonstruierten Goldgräbersiedlung den Alltag um 1850 nach. Juwelier und Blechschmied, Töpfer, Bäcker und Kerzenzieher arbeiten in Werkstätten. Traditionelle Hotels und kleine Geschäfte, die authentische Souvenirs aus jener Zeit verkaufen, säumen die staubige Main Street. Wenig weiter wird wie einst Gold gebrochen und in Barren gegossen.
Neben dem Chinesenlager, wo die Glücksritter aus dem fernen Osten in Zelten nächtigten, zeigen Digger an einem Bachlauf, wie das Gold aus dem Wasser gewaschen wird. Ihr Proteste gegen die hohen Schürflizenzen, die 1854 mit der „Eureka Stockade“ zum bislang einzigen bewaffneten Aufstand in Australien führten, leben abends beim Sound & Light-Spektakel Blood on the Southern Cross wieder auf – als Show-Dinner mit Zugfahrt, Pulverdampf und feuriger Action. Was für ein furioses Finale der großen Runde durch Australiens Süden.
Unterwegs im Steuer-Paradies
Great Southern Touring Route (850 km)
Die beliebte Route bündelt Victorias Highlights: Melbourne, Regenwald und Klippen an der Great Ocean Road, Wildlife, indigenes Erbe in den Grampians sowie Goldrauscherbe in den Goldfields
Melbourne–Sydney Touring (1.100 bzw. 1.400 km)
Klassiker mit zwei Varianten: Einmal geht es entlang der Küste von Melbourne bis Sydney und einmal auf dem Heritage Drive durch die Goldfields und über Canberra nach Sydney
South East Touring Route (375 km)
Melbourne, Yarra Valley, Phillip Island, Mornington Peninsula und zurück
Southern Ocean Drive (1.000 km)
Von Adelaide entlang der Küste nach Melbourne, unterwegs Sandstrände, Schiffswracks, steile Klippen und köstliches Seafood
Seafood Frontier (1.200 km)
Von Adelaide zur Yorke Peninsula und weiter bis Fowlers Bay: Genussroute für Reisende, die das Meer mit allen Sinnen erleben wollen, Tauchen mit Haien und Schwimmen mit Seelöwen inklusive
Epicurean Way (270 km)
Weinroute vom McLaren Vale vorbei an Adelaide Hills und Barossa bis zum Clare Valley
Explorers Way (3.000 km)
Mega-Route durchs Outback, von Adelaide via Flinders Ranges und Alice Springs bis Darwin
Self-Drive-Portale
TravelEssence, South Australian Tourism Commission und Visit Melbourne
Dieser Beitrag ist am 12. Juni 2017 als Beileger in abenteuer und reisen erschienen.
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