Bei klarer Sicht schwebt der Vulkan „Gunung Agung“ auf Wolken über dem Meer. In der Sanghiang Bay liegen Auslegerboote in Rot, Gelb und Grün auf dem Sand, ein ausladender Banyan-Baum spendet Schatten am Strand. Morgenstimmung auf Nusa Lembongan, der kleinen Insel südlich von Bali.
14 Seemeilen trennen die Götterinsel von dem Eiland. Seit Jahren mit das beliebteste Tagesziel von Bali-Touristen, hat Nusa Lembongan seit letztem Jahr auch als idyllisches Ziel für Flitterwöchner und Feriengäste, die noch das ursprüngliche Bali suchen, Eingang in die Kataloge deutscher Reiseveranstalter gefunden.
Nur fünf Kilometer lang und maximal zwei Kilometer breit, lässt sich die birnenförmige Insel gut zu Fuß, per Fahrrad oder den flachen Sampan-Booten erkunden. Mini-Vans und Tricycles, Motorräder mit mehreren Sitzen auf dem Sozius, ersetzen das fehlende Busnetz. Zum Anhalten genügt ein Handzeichen, bezahlt wird nach Auslastung.
Im Trike-Taxi im Tempel
Für wenige Rupien ruckelt das Dreirad-Taxi vorbei an Tarofeldern und Kokosplantagen zum Hauptort Desa Lembongan. Ein Treppenweg führt hinauf zum einzigen Hügel der Insel. 50 Meter hoch, reicht der Blick von den Ruinen des Pura Pancak Tempels, einst das wichtigste hinduistische Heiligtum, über die gesamte Insel. Heute lebt der Glauben mitten im Dorf. In der Bale Banjar, der zentralen Versammlungshalle, bekleidet ein schwarz-weißes Tuch die steinerne Götterfigur. In der Opferschale liegen tropische Früchte und Blüten.
Hohe Steinmauern umgeben die traditionellen Wohnhäuser, die üppig mit Steinmetzarbeiten geschmückt sind. In den Gärten wachsen Bananen, Papayas und Mangos; im Hof gackern Hühner, in der Ecke steht versteckt der Haustempel. Zwischen den Häusern verlaufen Sandwege, gesäumt von blühendem Hibiskus.
Die Wohnhöhle im Untergrund
Ein verwittertes Holzschild weist den Weg zum „Underground House“, einem Unikum, entsprungen der Fantasie von Jero Mangku. 15 Jahre lang sonderte sich der Mann von seiner Familie ab, stieg mit Hammer und Meißel in den Untergrund und schuf eine kühle, aber kaum komfortable Wohn-Höhle – ein verwirrendes Labyrinth aus Gängen, Kammern und Treppen, unterbrochen von Schächten für Luft und Licht.
Selbst Bad und Bett, Küche und Keller, Schrank und Schreibtisch sind aus Stein. 1976 vollendet, blieb Mangku die Anerkennung seiner Arbeit zu Lebzeiten verwehrt: Während die Familie sich weigerte, in den Untergrund zu ziehen, krabbeln heute die Besucher mit Begeisterung durch die engen Gänge.
Wie die Menschen, so bietet auch die Natur hier etwas Besonderes. Genau auf der Wallace-Linie gelegen, bildet die Insel die biologische Grenze zwischen Asien und Australien. Daher dominieren im Westen der Insel asiatische Flora und Fauna, die im pazifischen Ostteil der Insel nicht zu finden sind.
Allgegenwärtig ist der Anbau von Seetang. Die Röcke und Hosen hoch gebunden, waten Männer und Frauen durch das knietiefe Wasser und setzen junge Schösslinge entlang der Drahtseile, die dicht an dicht durch die Buchten gespannt sind. Nach einem Monat werden die Algen geerntet, drei Tage in der Sonne auf Palmwedelmatten getrocknet, per Boot nach Bali gebracht, in Sanur zu feinstem Pulver verrieben und in alle Welt verschifft. Seetang aus Sanur liefert Chanel das Rot der Lippenstifte, stabilisiert Lebensmittel und ist gefragter Rohstoff bei Arzneimitteln.
Auf der windzugewandten Seite der Küste säumen dichte Mangrovenwälder das Ufer. Hier starten Sampan-Touren, die erst durch den grünen Dschungel führen, dann entlang der schönsten Strände. Junghut Batu Beach ist fest in der Hand der Surfer. Mit Furcht einflößenden Namen wie „Lacerations“ (Risse) oder „Surgery“ (Operation) versehen, gehören die Wellen an der Nordwestküste zu den weltbesten Breaks.
Mantas und Mondfische
Taucher und Unterwasserfotografen zieht es zur Crystal Bay, einem farbenprächtigen Korallengarten in kristallklarem Wasser. Seltene Mondfische finden sich am Tauchplatz Blue Corner; riesige Mantarochen paaren sich Manta Point der Nachbarinsel Nusa Penida. Bei Drifttauchgängen in der bis zu vier Knoten schnellen Strömung entlang der Steilwände zwischen beiden Inseln ziehen Haie und andere Großfische an den Tauchern vorbei und verschwinden im dunklen Blau der Tiefe. Zum Baden locken Mushroom Beach und Sanghiang Bay sowie Plattformen mit Wasserrutsche, Sonnendeck und Bar, die vor der Insel ins Meer gelassen wurden.
Romantische Robinsonade
Wer nicht mit den Tagestouristen um 16 Uhr die Insel verlässt, findet Unterkünfte von einfach bis edel. Wie eine Kette aufsteigender Sterne säumen sie die Sanghiang-Bucht. Das untere Ende begrenzen sechs doppelstöckige „Lumbung-Hütten“ im Stil traditioneller Reis-Häuser, das obere Ende die zwölf Villen des Nusa Lembongan Resorts. Im Schein leuchtender Fackeln wird allabendlich auf neun Decks hoch in den Klippen das Candle-Light-Dinner inszeniert – als romantische Robinsonade mit Blick auf die Lichter von Bali.
Nusa Lembongan: Informationen
Das offizielle Indonesische Verkehrsamt in Frankfurt wurde aufgelöst und als Informationsabteilung in die Indonesische Botschaft, Lehrter Straße 16/17, 10537 Berlin, Telefon: (030) 47 80 7 – 256 integriert.
Unterkünfte
Nusa Lembongan Resort
Tel.: +62 (0) 361 72 58 64, Fax: +62 (0) 361 72 58 66, www.nusa-lembongan.com
Bootsausflüge und Tagestörns in Kooperation mit “SailSensations“
WakaNusa-Resort
Tel.: + 62 (0) 3 61 72 36 29, Fax: +62 (0) 3 61 72 20 77, www.wakanusa.com
Bootsausflüge und Tagestörns in Kooperation mit „WakaLuka“
Bali Hai
Tel.: +62 (0) 361 72 03 31, Fax: +62 (0) 361 72 03 34, www.balihaicruises.com
Diese Beitrag wurde 2008 vom gms-Themendienst verbreitet und u.a. auch auf Spiegel Online veröffentlicht.