Noble Nächte: E’Terra – just be yourself!

Der Lärm des Highways weicht dem Rauschen der Zedern. Sanft rollen die Fluten der tiefklaren Georgian Bay über Kieselstrände zwischen den Kalksteinklippen des Niagara Escarpment. Adler kreisen am Himmel, Eichhörnchen huschen über die Schotterpiste, Buntspechte klopfen. Immer tiefer windet sich die schmale Zufahrtsstraße in den urzeitlichen Wald der Bruce Peninsula, der als UNESCO-Biosphärenreservat geschützt ist. Mitten in dieser Wildnis errichtete Laurie Adams 2006 ihre Ökolodge, die so exklusiv ist, dass selbst die Homepage die Adresse verschweigt.

„Nur, wenn alles im Einklang mit der Natur entsteht, geht es auch dem Menschen gut“, ist die 48-Jährige überzeugt, und so wurde bereits beim Bau auf Nachhaltigkeit und Schonung der Umwelt geachtet. Gebaut wurde auf einer natürlichen Lichtung, verwendet wurden nur altes Holz, vor der industriellen Verwertung gerettet, und einheimisches Gestein. Das Innere verwandelte Laurie nach ihren ureigensten Ideen in eine luxuriöse Oase mit sechs urgemütlichen Suiten, von denen vier über zwei Etagen angelegt sind.

Geschickt holte sie die Natur nach drinnen – und versteckte die hochmodernen High-Tech-Applikationen hinter rustikaler Nostalgie. Dank Geothermie ist es im eiskalten Winter drinnen wohlig warm. Solarpanele und lokale Windkraft liefern den Strom, und Bewegungsmelder sorgen dafür, dass nirgendwo das Licht länger an bleibt als benötigt. Regenwasser dient als natürliche Klimaanlage, der Salzwasserpool zugleich auch als Feuerlöschteich.

Mit Akribie und Passion recherchiert Laurie bei allen Produkten, die bei E’Terra zum Einsatz kommen, ob sie ihren hohen ökologischen und ethischen Ansprüche erfüllen – seien es die Federbetten aus Gänseflaum, für die sie Monate lang einen nordamerikanischen Hersteller suchte, der fair gehandelte Kaffee und Tee, das kalt gepresste Olivenöl…

Oder das Wasser, das sie trotz aller CO2-Emissionen aus Fidschi einfliegen lässt, um es ihren Gästen zu servieren – schließlich sei die Zusammensetzung der Mineralien einfach einzigartig. Ihre Ökolodge ist daher auch kein Hotel, sondern ein „Retreat“, ein Refugium, in dem Körper, Geist und Seele auftanken können, der Körper als Zelle, sagt Laurie, wieder im Einklang mit der Natur schwingt. „Ich sage jedem Gast: ‚Just be yourself!“

Ganz und gar auf die persönlichen Wünsch zugeschnitten ist daher auch das Wellness-Angebot von E’Terra, das zwar kein Spa, sondern nur eine Sauna besitzt – und eine Massageliege, mit der Brad als Masseur aufs Zimmer kommt und gekonnt Schwangerschaftsbeschwerden, Spannungskopfschmerzen oder Stress vertreibt. Zum holistischen Konzept von E’Terra gehört schließlich auch Kunst, die den Geist berührt – Werke von örtlichen Indianern und von befreundeten Künstlern. Der Lavendelgarten ist als Labyrinth angelegt, sanft erhellen Salzlichter den kleinen Wasserfall, der im Speisesaal über eine natürliche Kalksteinklippe der Niagara-Steilstufe fällt.

Seine feucht-frische Luft mischt sich mit dem Duft der tropischen Pflanzen ringsum und flirtet mit dem frisch gepflückten Lavendel, mit dem Laurie die karamellisierten Pampelmusen garniert. Was zum Dinner serviert wird, steht auf keiner Karte – sondern bestimmt der Kreislauf der Natur: sprich, was im hauseigenen Biogarten wächst oder an der Angelrute hängt. Diesmal heißt der Hauptgang für den Abend: Saiblingfilet mit Feigen-Confit. Und da gerade die Blaubeeren reif sind, bäckt Laurie am nächsten Morgen spontan Blueberry Pancakes.

Info

E’Terra

201 Little Cove Road
Tobermory, Ontario N0H 2R0, Canada
Tel. 001/519/596-8300
Fax: 001/519/596-8374
Mail: info@eterra.ca
Internet: www.eterra.ca
Ü/F ab 380 Can$ (250 Euro p. P.)

Anreise: Flug mit Air Transat (www.airtransat.com), Lufthansa (www.lufthansa.com) oder Air Canada (www.aircanada.com) nach Toronto, per Leihwagen nach Tobermory (300 km/4 Std.)

Diese Beitrag ist 2010 in der Reihe “Noble Nächte” im Rheinischen Merkur erschienen.

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