White Cliffs: Opale im Outback

1.000 Kilometer nordwestlich von Sydney, im Niemandsland voll sengender Hitze, liegt White Cliffs, die älteste Opalstadt im Outback. Eine Staub- und Geröllpiste schlängelt sich durch die sengende Hitze des Outback im fernen Nordwesten des Staates New South Wales. „Never never“ nennen die Australier dieses Niemandsland fernab von der Küste, der Zivilisation. Als das flache, weite Buschland hügeliger wird, erhebt sich ein verwittertes Ortsschild in der flimmernden Luft.

„Welcome to White Cliffs“. Der Ort scheint ausgestorben, aufgegeben. „Falsch“, sag der fliegende Wirt Graham Wellings. Beim Scenic Flight präsentiert er White Cliffs als Zentrum einer Mondlandschaft. Rings um vier Hügel bedecken 50.000 helle, weiße Krater den Boden – „unsere Opalminen.“

Ein Känguru-Jäger entdeckte 1887 per Zufall hier den ersten Edelopal – sein Pferd war über den Halbedelstein gestolpert. Zunächst versteckt der Mann den Fund in den Satteltaschen – der Stein gilt im britischen Empire als Unglücksbote. Dennoch verbreitet sich die Nachricht vom Fund wie ein Lauffeuer. Die Gier der Glücksritter ist nicht mehr aufzuhalten. Am 21. März 1890 erhält George J. Hooley die ersten Schürflizenz. „The Blocks“ ist damit Australiens ältestes Opalfeld.

Manch ein Schatzsucher wird binnen Tagen zum Millionär. Andere rackern sich ein Leben lang vergeblich ab, andere wiederum schürfen nur zum Zeitvertreib. In wenigen Jahren wächst White Cliffs auf 5.000 Einwohner an. Um 1900 rühmt sich die Stadt einer unterirdischen Bar und Bäckerei. Hauptabnehmer für die hochwertigen Kristallopale ist Deutschland, bis der Erste Weltkrieg das Ende des Opalbooms einläutet.

White Cliffs: Jock Goldsmith vor seinem Dugout. Foto: Hilke Maunder
Jock Goldsmith vor seinem Dugout. Foto: Hilke Maunder

White Cliffs ist ein Ort voller Originale. Jock Goldsmith, ein verschrobener Kauz von 58 Jahren, gilt als Touristenattraktion. Gegen ein geringes Entgelt zeigt der glücklose Opalschürfer Besuchern sein Dugout im Turleys Hill, ein riesiges unterirdisches Höhlensystem im Kalkstein. Wortgewaltig wandert er durch seine verzweigte Wohnung, philosophiert, nuschelt und verschluckt, dass es selbst für Einheimische schwierig ist, ihn zu verstehen. Drinnen herrschen konstant 22 Grad, draußen lassen seine Geranien trotz regelmäßigen Gießens bei 40 Grad im Schatten ihre Köpfe hängen.

Ross Jones hat sich auf „Noodeling“ spezialisiert und durchsucht Abraumhalden nach Opalsplittern. Selbst nach den Steinen zu schürfen, wird in White Cliffs „Fossicking“ genannt. Ein weltweit anerkannter Profi ist Ron Foord. Auf hintereinander gehängten, frei schwingenden Eisenleitern klettert der 57-Jährige zehn Meter tief in seinen Schacht. Sein Arbeitsplatz: eine drei mal vier Meter große Öffnung, meist nur 1.60 Meter hoch. Sein Werkzeug: Stemmeisen und Hammer. „Das Gestein ist extrem hart, wie Beton.“ Dennoch ist der gelernte Schlachter mit seinem Claim mehr als zufrieden.

White Cliffs: Digger Ron Foord. Foto: Hilke Maunder
Digger Ron Foord. Foto: Hilke Maunder

Bereits am ersten Tag hat er dort Kristall-Opale gefunden. „Eigentlich wollte ich nur vier Jahre bleiben – jetzt sind es schon 31“, erzählt Ron und leuchtet mit seiner Taschenlampe die Felswand entlang. Schmale Adern, wenige Millimeter hoch, funkeln in Grün und Blau. Mit konzentrierter Vorsicht bricht der Schürfer die Opale aus dem Kalkstein. „Ideal für Doubletten“.

Geschliffen, mit schwarzem Onyx unterlegt und in Silber gefasst, liegen sie als Ohrschmuck, Ring oder Kettenanhänger in den Vitrinen seines Shop „Top Level Opals“. Gestützt mit Exporten nach Europa und Japan, haben Ron und seine Frau Donna ihr Auskommen gefunden. In ihrem Dugout dominieren Designermöbel und High-Tech.

Lifestyle im Untergrund führt auch Goldschmiedin Barbara Gasch vor. Die gebürtige Darmstädterin ist vor zwölf Jahren nach White Cliffs ausgewandert, gepackt von der Sehnsucht, Schmuck mit den strahlenden Steinen zu gestalten. Schmückende Insekten und andere Kleintiere sind die Leidenschaft von „Ribit“. In minutiöser Handarbeit fertigt der 76-jährige mit Opalen filigrane Skorpione, Ameisen und Spinnen.

White Cliffs: der Kinderfriedhof. Foto: Hilke Maunder
White Cliffs: der Kinderfriedhof. Foto: Hilke Maunder

140 Dugouts sind das Jahr hindurch bewohnt. Die 200 Einwohner regeln ihre Streitigkeiten unter sich selbst. Die Polizei schloss vor einigen Jahren ihre Station – aus Arbeitsmangel. Heute residieren die Ordnungshüter im 100 Kilometer Wilcannia und kommen nur gelegentlich zu Verkehrskontrollen vorbei. Doch dann sind die „mine bombs“ längst versteckt – nicht zugelassene Fahrzeuge, die nur für Fahrten zu den Opalfeldern genutzt werden.

Stiller Sheriff des Ortes ist Graham Wellings. Krisen regelt der Betreiber des White Cliffs Hotels einfach und effektvoll: Streithähnen wird der Pubbesuch verwehrt. „Und wird eine Ehefrau nicht gut behandelt, lesen ein paar Kerle dem Mann handfest die Leviten – das funktioniert hier.“

Vor sieben Jahren hat die Moderne Einzug gehalten. Seitdem gibt es Strom, und allabendlich flackern die Fernsehschirme. Am Stadtrand führt Bill Finney mit Filzhut und Vollbart Visionen der Zukunft vor. Mit riesigen Parabolspiegeln testet die Solar Power Station, eine der größten Anlagen in Australien neue Technologien zur Gewinnung von Sonnenenergie.

Dieser Beitrag ist am 21. März 2003 auf Spiegel Online erschienen. 

White Cliffs: Opal-Abbau. Foto: Hilke Maunder
White Cliffs: Opal-Abbau. Foto: Hilke Maunder

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