Ludvig Nobel, der Neffe des Nobelpreisstifters Alfred Nobel, erkannte bereits vor 100 Jahren, was Besucher begeistert. Anfang des 20. Jahrhunderts war er mit seiner Familie zur Bjärehalbinsel gereist. Begeistert notierte er: Hier kann man im Meer baden und herrlich wandern! Doch mehr Abwechslung gab es für die Sommerfrischler nicht.
Sportliche Vergnügen, wie sie sie aus der Stadt kannten, fehlten in dem damals verschlafenen Fischerdorf Båstad völlig. So ließ Ludvig Nobel 1907 hier den ersten „echten“ Tennisplatz anlegen und ergriff die Initiative für den Båstad Golfklubb.
Rasch wurde Båstad zum In-Ziel der Oberschicht. König Gustav V. verbrachte hier ab 1930 seinen Urlaub und nahm als „Herr G.“ an Tennisturnieren teilt; 1948 wurden die „Swedish Open“ in Båstad ins Leben gerufen. Heute gilt der Ort als Tennis-Mekka Schwedens und ist Station der ATP-Tour.
Alljährlich finden in Båstad in direkter Nachbarschaft zum feinsandigen Badestrand und Jachthafen die schwedischen Meisterschaften und die Swedish Open statt. Um den Ruf auf Tennis-Hauptstadt auch künftig zu sichern, wurde und wird umfangreich investiert. Ein neues Tenniszentrum mit angeschlossenem Hotel- und Konferenztrakt wurde gerade fertig gestellt, weitere Courts sind im Bau, ein Freilichttheater ist noch in der Planung.
Die glorreiche Vergangenheit als Tennis-Zentrum belegt seit 1997 die Swedish Tennis Hall of Fame in der Köbmansgatan. Neben alten Rackets aus Holz und glitzernden Pokalen lächeln Portraits schwedischer Tennisstars von der Wand: Björn Borg, in Gold gegossene Ikone der 1970-er Jahre, Mats Wilander, koksender Ball-Profi in den 1980-er Jahren, Stefan Edberg, der in Wimbledon drei Mal Boris Becker besiegte, und Magnus Larsson, der 1998 in Båstad seinen letzten Doppeltriumph errang.
Während die Herren auf dem Court um Punkte streiten, kämpfen die Damen im nahen Spa des Hotel Skansen um weniger Pfunde und eine bessere Figur. Von früh bis spät wird hier mit Massagen, Muskel-, Wellness- und Harmoniekuren, Bädern und Beauty-Anwendungen der Körper entgiftet, gestrafft, gebadet und gecremt, während die Seele beim ganzen Kneten, Zupfen und Ziehen Entspannung jenseits des Musikgeplätschers sucht.
Einsamer, ruhiger – und kostenlos – ist das Bad im Meer gleich vor der Tür. Sanft plätschern die Wellen auf den Strand, unendlich weit öffnet sich die See, zieht sich der weite Bogen der Bucht bis an den Horizont. Für den Nachwuchs gibt es das Malenbadet mit Wasserrutsche und allerlei spritzenden Spielgeräten, für Sportliche dort eine 50-m-Bahn.
Locken weder Strand noch Sport, gibt es in und um Båstad genug zu entdecken. Niedrige Häuser aus Fachwerk, Holz oder Ziegelwerk, vor denen sich Stockrosen von rosa bis tiefrot in den Himmel recken, säumen den mit Kopfstein gepflasterten Markplatz und die umliegenden Gassen.
Ein schmiedeeisernes Tor gewährt Zugang zur weiß getünchten Marienkirche, die im Inneren Kalkmalereien aus dem Mittelalter bewahrt hat. Während der Saison erklingen hier Mittagsmusiken und Sommerkonzerte; und ist der Tenniszirkus weiter gezogen, folgen auf den Ballwechsel auf dem Center Court Beats und Gigs von der Bühne.
Zwischen Strand und Stadt erstreckt sich am Hafen die frühere Verteidigungsanlage „Skansen“, heute eine mit Kanonen bestückte Anhöhe. Mehr als 50 Kugeln wurden von hier am 8. August 1788 abgefeuert, um russische Freibeuter zu vertreiben – sie kaperten damals dänische und schwedische Handelsschiffe im Öresund.
Deutlich wärmer, wenngleich wohl nur wenig friedlicher, waren die Zeiten vor rund 4000 Jahren. In der Bronzezeit war das Klima auf der Bjärehalbinsel damals so warm war wie heute am Mittelmeer. Die Menschen wohnten weit verstreut in kleinen Dörfern und ernährten sich von Ackerbau und Viehzucht.
Einblicke in den Alltag jener Jahre gewährt ein rekonstruiertes bronzezeitliches Haus im Hembygdsparken-Freilichtmuseum von Boarp bei Båstad. Auf einem Bronzezeitpfad mit Informationen auch auf Deutsch lassen sich weitere Plätze aus jener Zeit entdecken.
Ebenfalls in Boarp befindet sich auch mit der Vävaren die einzige Weberei des Landes, die ausschließlich Reinleinen verarbeitet. In Schweden ist Leinen ein wichtiges Kulturerbe. Aufgrund seiner Schönheit, Strapazierfähigkeit und Fähigkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme war es früher das gängige Material für Postsäcke, Arbeitshemden, Tischtücher, Servietten, Handtücher und Betttücher. Bei Führungen durch die Weberei lassen sich alle Schritte der Fertigung aus nächster Nähe beobachten kann.
Nicht sanft und lieblich, sondern schroff und wild zeigt sich die Halbinsel im Westen. Die Hügellandschaft von Hallandsås bricht dort bei den verwitterten Klippen von Hovs Hallar steil in die Ostsee ab – nicht nur im typisch rötlich Gneis, sondern auch mit einem zweiten Urgestein: Amphibolit. Er entstand vor 1,8 Millionen Jahren, als Magma durch Spalten und Risse aus dem Untergrund nach oben stieg.
Seitdem brandet das Meer unablässig gegen die Klippen, wäscht Grotten in den Hang, sprengt Steinblöcke aus dem Fels, poliert sie zu glatten Platten, schleift sie zu immer kleineren Kieseln, bis das Meer sie als Sandkorn fortspült. Widerstand leisten nur wenige Felsen. Sie ragen als bizarr geformte Pfeiler aus dem Felsenmeer – und wurden einst von den Fischern als Landmarke genutzt.
Auf dem Skåneleden, dem 750 km langen Wanderweges durch Schonen, geht es zurück nach Båstad. Am nördlichen Hang des Bergrückens Hallandåsen erreicht die 18 km lange Teilstrecke den „schönsten Park Schwedens“: Norrvikens Trädgårdar, der diese Auszeichnung 2006 erhielt.
Heute ist der dänische Blumenkünstler Tage Andersen für die Gartenanlage verantwortlich, die Rudolf Abelin Anfang des 20. Jahrhunderts aus sieben verschiedenen Gartenstilen geschaffen hat. Ihr Herz bildet ein monumentaler Barockgarten, für exotischen Farbenzauber im Frühling und Herbst sorgt ein japanischer Garten, für Kaffee und Kuchen die Villa Abelin.
Wer die schwedische Küche genießen will, geht in Torekov zu Swensons Krog. Dort serviert Isa Swenson feine Gerichte in rustikaler Umgebung. Jeden Donnerstag steht die Spezialität des Hauses auf der Speisekarte: schwedische Fischsuppe, komponiert aus Kartoffeln, Porree, Sahne, Dill – und fangfrischem Dorsch aus der Ostsee.
Båstad: die Infos
Hinkommen
E 6 ab Helsingborg bis zur Abfahrt 39, Landstraße 115 bis Båstad
Schlafen
Hotel Skansen
Kyrkogatan 2, SE – 269 21 Båstad, Tel. +46 (0) 431 55 81 00, Fax +46 (0) 431 55 81 10, www.hotelskansen.se
Hjortens Pensionat och Restaurang
Roxmansvägen 23, SE – 269 36 Båstad, Tel. +46 (0) 431 701 09, www.hjorten.net
Schlemmen
Restaurant Sand (im Hotel Skansen)
Kyrkogatan 2, SE – 269 21 Båstad, Tel. +46 (0) 431 55 81 09
Moderne Fischküche von Marcus Bengtsson und Görgen Jönsson direkt am Strand mit Blick über die Laholm-Bucht
Hamnkrogen
SE – 296 33 Båstad, Tel. +46 (0) 431 724 77, www.hamnkrogen.nu
Café Utsikten
SE – 296 96 Båstad, Tel. +46 (0) 431 708 00, www.cafeutsikten.eu
Ostern – September tgl. 11.00 – 21.00 Uhr
Ausflugslokal mit, so die Zeitung „Expressen“, „Schwedens bester Aussicht“
Solbackens Wåffelbruk
Italienska vägen 135, SE – 296 35 Båstad, Tel. +46 (0) 431 702 00, www.solbacken.eu
Hauptsaison tgl. 12.00 – 18.00 Uhr
Seit 1907 werden hier jeden Sommer frische Waffeln gebacken – und warm genossen
Ansehen
Swedish Tennis Hall of Fame
Köbmansgatan 2, SE – 269 35 Båstad, Tel. +46 (0) 431 716 72, www.sverigestennismuseum.com
Norrvikens Trädårdar
SE – 296 91 Båstad, Tel. +46 (0) 431 36 90 40, www.norrvikenstradgardar.se
Stilvolle Gartenanlage aus den 1920-er Jahren
Shopping
Troentorps Toffelfabrik
Tel. +46 (0) 431 756 70, Väg 115, SE – 269 95 Båstad
Mo. – Fr. 9.00 – 17.00, Sa. 10.00 – 14.00 Uhr
In der Holzschuhfabrik an der Straße von Båstad nach Torekov werden seit 1909 die berühmten Schweden-Clogs aus Erlenholz hergestellt
Vävaren i Båstad
Boarpsvägen 116, SE – 269 95 Båstad, Tel. +46 (0) 431 7 31 08, www.vavarenibastad.se
Mo. – Fr. 9.00 – 17:30, Sa. 10.00 – 14.00, So. 12.00 – 16.00 Uhr
Schwedens Topadresse für Tischwäsche aus Rein-Leinen
Erleben
Båstad Kammarmusikfestival (Juni)
Tickets: Tel. +46 (0) 431 700 01
Catella Swedish Open (Juli)
Tickets: Tel. +46 (0) 431 750 75
Handwerksmesse (Hantverksmassan; Juli)
Ritterspiele (Riddarspel; Juli)
Auskunft
Båstad Turistbyra
Köbmansgatan 1, SE – 296 21 Båstad, Tel. +46 (0) 431 750 45, www.bastad.com
Diesen Beitrag verfasste ich im Herbst 2007 für den Reportagedienst des staatlichen Fremdenverkehrsamtes Visit Denmark, das ihn an deutsche Medien versandte. Visit Denmark macht auch Tourismuswerbung im schwedischen Schonen, das einst dänisch war.
Ein Gedanke zu „Båstad: Strand, Satz, Sieg“