Bernstein – Gold des Nordens

Wo heute Ostseewellen rauschen, standen einst subtropische Wälder. Vor 40 bis 50 Millionen Jahren sind sie im Meer versunken. Übrig blieb von ihnen nur ihr erhärtetes Harz: Bernstein.

Seit Urzeiten fasziniert der goldgelbe bis tiefbraune „Stein“ die Menschen. Bereits zur Steinzeit wurden um 10.000 v. Chr. aus dem fossilen Harz Tieramulette, Ketten und Anhänger gefertigt, während Schamanen den Stein bei Opferzeremonien verbrannten.

Bei den antiken Griechen gehörte Bernstein als „Träne der Götter“ zu den wertvollsten Edelsteinen – sie tauschten damit Luxusgüter. Geradezu verschwenderisch verwendeten die Römer Bernstein – alles, was von Wert war, wurde damit verziert. Dass ein kleines Figürchen aus Bernstein in der Antike teurer war als ein Sklave soll Plinius den Jüngeren fürchterlich geärgert haben.

Transportiert wurde der wertvolle Stein, der im Mittelalter als Schutz vor Gexen und Dämen zum magischen Zauberstein aufstieg, über mehrere Bernsteinrouten, die von der Ostsee ans Mittelmeer und Schwarze Meer führten.

Eine der faszinierendste Legenden um das Gold der Ostsee rankt sich um das Bernsteinzimmer, das der preußische König Friedrich I. im 18. Jahrhundert für sein Charlottenburger Schloss fertigen ließ. Nach dessen Tod verschenkte sein Sohn das Zimmer an den russischen Zaren Peter I.

Später wurde es in den Katharinenpalast bei St. Petersburg eingebaut, wo es im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen geraubt wurde und…. 1945 verbrannte? In einem unterirdischem Stollen versteckt wurde? Das mysteriöse Verschwinden der Wandpaneele aus unterschiedlich gefärbten Bernsteinplättchen inspiriert bis heute die Fantasie… und die Forscher.

Legenden und Mythen ranken sich bis heute auch um die heilenden Kräfte des Steins. Hildegard von Bingen empfahl im Mittelalter Bernstein als Mittel gegen Magenbeschwerden, 1669 war William Salomon überzeugt, dass Bernsteinpulver, in Weißwein aufgelöst, bei Epilepsie helfe.

1886 fand der Mikrobiologe und Mediziner Robert Koch heraus, dass die Säure des Naturbernsteins eine Immunität stärkende Wirkung auf den Organismus habe und empfahl, Bernstein direkt auf der Haut zu tragen. Das machen heute vor allem Esoteriker.

Sie ziehen den Stein auf Ketten, binden sie um Hals und Arm und hoffen auf eine heilsame Wirkung bei Hautkrankreiten und Zahnschmerzen. Wissenschaftliche Beweisung für die Wirkung von Bernstein gibt es jedoch bis heute nicht.

Bernstein – oder nicht?

Zwischen Tang, Treibholz, Muschelschalen und anderem Schwemmgut versteckt sich der Bernstein im Spülsaum am Strand. Doch wie erkennt man beim Spaziergehen gehen, ob es sich bei den Fundstücken wirklich um Bernstein handelt? Klopfen Sie Ihren honiggelben bis bräunlichen Fund doch einfach mal gegen Ihren Zahn.

Klingt er weich? Dann ist es tatsächlich ein Bernstein – und kein gelber Feuerstein, mit dem er sehr leicht verwechselt wird. Oder legen Sie Ihr Sammlerstück in Salzwasser! Bernstein schwimmt oben, Steine sinken. Der dritte Test: Reiben Sie Bernstein mit einem Wolltuch. Lädt er sich dabei elektrostatisch auf und zieht Fussel oder Papierschnipsel an, ist er echt.

Als wertvollster der weltweit rund 80 Bernsteinsarten gilt der milchig gelbe, da er am ursprünglichsten ist. In klaren Bernsteinen lassen sich mitunter kleine Inklusen entdecken – Insekten, die darin eingeschlossen sind und jeden Bernstein zu einem einzigartigen Unikat machen.

Seine natürliche Schönheit zeigt sich nach dem Schleifen, dass auch Urlauber bei Kursen in Lübeck, Pelzerhaken, Burg auf Fehmarn, Dahme, Schönberger Strand und Hohwacht erlernen können. Einen Abstecher wert ist auch das private Bernsteinmuseum von Heinz-Walter Sandeck, der die Sammlung von seinem Großvater übernahm, der Bernsteindrechsler war.

Bernstein bewundern

Bernsteinmuseum Rurup-Mühle, 24392 Rurup bei Süderbrarup, Tel. 046 41 82 89, Di. nach Pfingsten bis Okt. Di. – So. 10 – 12, 14 – 17 Uhr

Bernstein schleifen

Wie’s gelingt, verraten Bernstein-Kurse u. a. hier:

  • Burg auf Fehmarn: In ihrer Bernsteinhütte zeigt Bärbel Kramkowski, wie Bernstein fachgerecht geschliffen wird und hilft beim Fertigen eines ganz persönlichen Schmuckstückes (Breite Str. 19, 23769 Burg auf Fehmarn, Tel. 043 71 90 45, www.bernsteinhuette.de, März – Dez. von 10.00 Uhr – 18.00 Uhr, Schleifen 5 €, Lederband 1 €). Wem es nicht auf Anhieb gelingt: Ihr Laden bietet eine große Auswahl an Steinen und Schmuckstücken.
  • Dahme: Bernsteinschleifen im Haus des Gastes, Anmeldung beim Tourist-Service, Tel. 045 61 70 11, www.luebecker-bucht-ostsee.de, ab 7 € p. P., Preis schwankt je nach Bernsteingröße
  • Hohwacht: Diplomgeologe Dr. Johannes Jannsen erklärt beim Kurs „Bernsteinschleifen und Fossilien“ alles Wissenswerte rund um den Bernstein; 25. Juni – 3. September sowie ausgewählte Termine im Oktober, Di., 11.00 Uhr, Treffpunkt DLRG-Turm, 6 € p. P.
  • Lübeck: Bernsteinschleifen, Museum für Natur und Umwelt, http://museum-fuer-natur-und-umwelt.de, wechselnde Termine, ab 7 € p. P., Preis schwankt je nach Bernsteingröße
  • Pelzerhaken: Bernsteinschleifen im Haus des Gastes, Anmeldung beim Tourist-Service, Tel. 045 61 70 11, www.luebecker-bucht-ostsee.de, ab 7 € p. P., Preis schwankt je nach Bernsteingröße
  • Schönberger Strand: 90 Minuten Bernsteinschleifen, Anmeldung beim Tourist-Service, Tel. 04 34 44 14 10, ab 7 € p. P., Preis schwankt je nach Bernsteingröße

Achtung, Weißphosphor!

Aus dem Zweiten Weltkrieg lagern Unmengen Munition in der Ostsee. Die Hüllen der Sprengkörper verrotten seitdem. Aus den Phosphorbomben ist inzwischen Weißphosphor vor allem vor Usedom, aber auch anderenorts an die Strände gelangt. Phosphorklumpen sehen Bernstein sehr ähnlich, brennen aber sofort von selbst bei Luftkontakt! Beim Sammeln unbedingt Achtung walten lassen!

Neugierig, mehr an der Ostsee Schleswig-Holsteins zu entdecken? Dann lest weiter im…

DMBA-Ostsee-Schleswig-HolsteinDuMont-Bildatlas Ostseeküste Schleswig-Hostein

Deutschland hat viele reizvolle Landschaften. Eine besonders schöne versteckt sich im hohen Norden. Wer Sonne und Meerluft genießen möchte, wer Gefallen findet an endlosen Stränden und hübschen Promenaden, und wem auch gelegentlich schlechtes Wetter nichts ausmacht, der hier an der Ostsee genau richtig aufgehoben.

An Regentagen kommt keine Langeweile auf, denn auch die Städte haben viel zu bieten: interessante Museen, schöne Lokale, Flair und historische Bauten – allein in Lübeck stehen mehr als 3000 Bürgerhäuser. Die Altstadt ist Weltkulturerbe.

Die Bilder der Fotografin Sabine Lubenow zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Ich gebe in sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, einen Überblick über die maritime Region. Zu jedem Kapitel gehören Hintergrundreportagen, Aktivtipps und Specials, die aktuelle und interessante Themen aufgreifen. Wer mag, kann mein Werk hier* online bestellen.

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