Fancourt: mein erster Green

An Loch sechs endete mein Glück. Vom erhöhten Tee versuche ich, den Ball auf diese winzige Halbinsel-Grün zu schlagen. Ein leises Plopp verriet auch meinem Mitspieler: daneben, mitten ins Wasser. Der Montagu-Kurs ist nur etwas für Experten, hatte mich mein persönlicher Caddie zuvor gewarnt, doch die Sehnsucht war stärker: einmal auf dem besten Platz Südafrikas spielen….

Die 18-Loch-Herausforderung gehört zum Fancourt Hotel & Country Club Estate, sieben Kilometer außerhalb von George an der berühmten Garden Route gelegen. Das 515 Hektar große Anwesen ist seit 1994 im Besitz von Hasso Plattner. Gemeinsam mit seiner Frau schuf der SAP-Gründer im Schatten der Outeniqua-Berge ein Resort, das zu den schönsten der Welt gehört – und als einzige Anlage Südafrikas in den exklusiven Klub der „Great Golf Resorts of the World“ aufgenommen wurde.

Golfen bei Gary Player

Golferisch war Südafrika nie Provinz. Schon 1882 wurde in Wynberg der erster Golfplatz angelegt, 1886 das erste Wettspiel ausgetragen – und damit der Grundstein zu den heute mehr als 400 Golf-Kursen gelegt. Die schönsten von ihnen tragen die Handschrift von Gary Player. Mit 163 Siegen in Top-Turnieren zählt der Spitzenspieler aus Südafrika zur Weltelite der Golfer. Beim Fancourt verwandelte Player das ursprünglich flache Gelände in hügelige Greens und kreierte vier Kurse, die riesigen Landschaftsparks gleichen.

Kleine Bäche plätschern über Felsen und Kiesel und münden in einen See, auf dem Seerosen blühen. In den Wipfeln der Kastanien zwitschern Kap-Finken. In den Garten-Lodges und privaten Villen von Golfgrößen wie Ernie Els sind die Vorhänge noch vorgezogen, als in der Kühle des Morgens ein Elektro-Golfcart die ersten Spieler zum ersten Abschlag am Montagu bringt.

Kurse für Cracks

Der älteste Platz vom Fancourt ist ein Kurs für Könner: Seine Puttflächen aus Bent-Gras sind sehr schnell, seine Grüns werden durch zahlreiche Bunker bewacht, überall lauern Wasserhindernisse. Sein Finale, ein 448 Meter langes Par 5, mündet auf ein Halbinsel-Grün vor der Terrasse des Clubhauses: Zeit für ein leichtes Lunch.

Nicht ganz so spektakulär und schwierig ist der Outeniqua Course, den Player 1997 anlegte. Wasser, kleine Taler, wellige Täler und dichter Baumbestand prägen den Kurs. Die kurzen Löcher wurden mit zahlreichen Bunkern kompensiert. Wie anders wirkt dagegen „The Links“, bei dem bis zu 50.000 Zuschauer Spitzenturniere wie den President’s Cup unter Schirmherrschaft von Staatspräsident Thabo Mbeki verfolgen können. Aufgrund der Ereignisse vom 11. September wurde das Golfduell der zwölf besten US-Spielern um Jack Nicklaus gegen die internationale Top-Auswahl unter Gary Player auf das Jahr 2003 verschoben.

Links Course wie in Schottland

Gäste, Mitglieder und Besucher des Fancourt können jedoch schon sich den Herausforderung des Linkscourse stellen, den Golf Digest im Jahr 2000 als „besten neuen Golfplatz“ auszeichnete. Mehr als 700.000 Kubikmeter Erde waren zuvor bewegt worden, um Players Vision Wirklichkeit werden zu lassen: einen Kurs zu schaffen, wie er an den Küsten Irlands oder Schottlands liegen könnte. Strandgras wiegt sich im Wind des Indischen Ozeans, Holzplankenwege führen zwischen den „Dünen“ hindurch.

Hier und da laden Bänke zur Rundsicht über das Resort. Ein vierter Golfplatz der Meisterschaftsklasse kam 2001 hinzu: „The Academy“. Der ehemalige Übungsplatz der Golfschule wurde dafür 18 Loch ausgebaut. Mich führt mein Caddie zur Driving Range: Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag! Auf dem Programm: Pitchen, Chippen, Putten. Wo bleibt der erste Ball?

Dieser Beitrag ist im Rheinischen Merkur erschienen.

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