Heron Island: Hallo, Hai!

Am Ufer beginnen die Korallenbänke. Mantas und Meeresschildkröten gleiten durch tropische Fluten: Heron Island in Queensland gehört zu den schönsten Tauchplätzen der Welt – und ist doch ein gefährdetes Idyll.

Er war vier Meter entfernt. Sein helles Grau verschmolz fast mit den Fluten. Elegant und majestätisch zog er seine Kreise. Und kam näher. Auf drei Meter, auf zwei Meter. Die beiden Taucher saßen ruhig im Schneidersitz am Boden, wagten kaum zu atmen.

Als er nur einen Meter entfernt war, waren die Augen der Taucherin merklich Angst erfüllt. Der Tauchguide drückte ihre Hand. Minuten später, die wie Stunden vorkamen, verlor der Hai das Interesse, dreht ab und verschwand in der Tiefe.

Direkt am Strand von Heron Island: junge Haie. Foto: Hilke Maunder
Direkt am Strand von Heron Island: junge Haie. Foto: Hilke Maunder

Die Begegnung mit Hai gehört zu den Höhepunkten von Heron Island. 30 hervorragende Tauchplätze umgeben die Koralleninsel, die sich nur wenige Meter als grünes Juwel aus dem Pazifik erhebt inmitten einer 24 ha großen Korallenlagune.

Ihre flachen Fluten sind die Kinderstube von Zitronen- und Weißspitzhai, die fast bis an den Strand schwimmen. Hinter der Riffkante ziehen silbrig schimmernde Barrakudas in Gruppen vorbei, verstecken sich Muränen hinter Korallen, tanzen Mantas im Meer.

Von August bis November ziehen anderthalb Tausend Buckelwale auf ihrem Weg aus der Antarktis zu den Brutgebieten bei Cairns an Heron Island vorbei.

„Auf Heron Island ist die Natur so intakt erhalten wie nur an wenigen anderen Orten auf der Welt“, sagt Tim Harvey (60), Leiter der Heron Island Research Station, der bereits 1950 von der University of Queensland angelegten und damit ältesten Forschungsstation des Riffs.

Postdoc Olga Pandos (37) aus Brisbane untersucht auf Heron Island "siliates", kleine Einzeller, die Korallen fressen. Foto: Hilke Maunder
Postdoc Olga Pandos (37) aus Brisbane untersucht auf Heron Island “siliates”, kleine Einzeller, die Korallen fressen. Foto: Hilke Maunder

Harveys Forschungsobjekt sind die Meeresschildkröten. „Ihr Lebensraum und der Ort der Eiablage sind oft Tausende Kilometer entfernt“, berichtet der Meeresbiologe. „Selbst aus Samoa und Papua kommen die Tiere nach Heron Island, um im Januar und Februar ihre Eier 60 cm tief in den feinweißen Sand zu legen.

Doch nur eines von 1000 Jungtieren überlebt – bei 600.000 abgelegten Eiern gerade mal 600 Meeresschildkröten. Das reicht nicht, um die Art zu erhalten.“ Engagiert setzt sich Harvey daher für den Schutz der Meeresschildkröten ein, die vor fast 100 Jahren auf Heron Island noch gejagt wurden.

Research Support Officer Collette Bagnato zeigt mir in der Heron Island Research Station diesen blauen Seestern. Foto: Hilke Maunder
Research Support Officer Collette Bagnato zeigt mir in der Heron Island Research Station diesen blauen Seestern. Foto: Hilke Maunder

Schildkrötensuppe galt in den 1920er-Jahren als Delikatesse, und auf Heron Island mussten dafür jährlich 2.500 Schildkröten ihr Leben lassen. Doch der kommerzielle Erfolg der „Green Turtle Soup“-Industrie blieb aus – 1927 wurde die Fabrikation wieder eingestellt.

Entdeckt wurde das nur 14 ha große Eiland der Capricorn-Gruppe rund 70 km vor der Küste von Gladstone am 12. Januar 1843. Damals war Captain Francis Blackwood mit seiner Korvette „Fly“ im Auftrag seiner britischen Majestät in den Gewässern unterwegs, um sichere Schiffswege im Gewirr der untermeerischen Riffs und unzähligen Koralleninselchen zu finden.

Heron Island, Schuhparade nach der Wanderung im Riff. Foto: Hilke Maunder
Schuhparade nach der Wanderung im Riff. Foto: Hilke Maunder

An Bord war auch der Geologe Joseph Beeke Jukes, der auf der Insel mehrere Reiher-Arten erspähte – und die Insel daher „Heron Island“ nannte. Heute sind die Noddies allgegenwärtig, schwarze Seeschwalben mit einem weißen Fleck auf dem Kopf, die hier ins eigene Verderben fliegen, falls sie zur Rast das kleine Pistonia-Wäldchen aufsuchen.

„Mörderbaum“ nennen die Einheimischen das Gewächs, das in Deutschland als zierliche Blattpflanze die Zimmer schmückt, wild wachsend aber zum stattlichen Baum wird. Seine reifen Früchte verkleben das Gefieder der Vögel, lassen die Tiere flügellahm auf den Ästen hocken und verhungern. Aus den toten Tieren bezieht der Baum seine Lebenskraft – der Korallensand, auf dem er wächst, ist zu nährstoffarm.

Heron Island, Station Manager Tim Harvey vor Versuchsanlage zum Klimawandel. Foto: Hilke Maunder
Station Manager Tim Harvey vor Versuchsanlage zum Klimawandel. Foto: Hilke Maunder

„Eine unausgewogene Symbiose“, kommentiert Tim Harvey diese tierische Beziehung beim Bummel über die Insel. „Der Baum gewährt mit seiner dichten Kronen Schutz für den Nachwuchs im Nest, dafür danken die Vögel mit ihrem Kot, fruchtbarem Guano. Doch letztendlich bringt ihnen ihr Wirt auch den Tod.“

Nicht ohne Spannungen ist auch das Verhältnis der beiden Akteure, die sich die Insel teilen: Die Forschungsstation der Universität Queensland grenzt an das älteste Urlaubsdomizil des Great Barrier Reefs, das gut ein Drittel der Insel einnimmt: das Heron Island Resort, das mit seinen zahlreichen marinen Aktivitäten, Tauch-, Schnorchel- und Riffspaziertouren, zu sehr trotz strenger Auflagen das Ökosystem im Nationalpark gefährdeten.

Das Resort von Heron Island besitzt eine eigene Pier für die Shuttleboote. Foto: Hilke Maunder
Das Resort von Heron Island besitzt eine eigene Pier für die Shuttleboote. Foto: Hilke Maunder

Die Ferienanlage indes setzt alles daran, als Ökoresort für einen naturnahen Urlaub verstanden zu werden. Energiesparleuchten und Schilder mit der Bitte, Wasser und Strom zu sparen, sind Standard in den 109 Zimmern, ist die Insel doch nahezu autark. Strom liefern die beiden hoteleigenen Dieselgeneratoren und einige Solarpaneele.

Trinkwasser kommt aus der Meerwasserentsalzungsanlage.  Eine Kläranlage säubert die Abwasser, statt Hochglanzbroschüren gibt es sämtliche Informationen auf Recyclingpapier. Für seine Bemühungen um Nachhaltigkeit – und die vielen naturbasierten Gästeangebote – wurde das Heron Island Resort daher auch mit der ‘Advanced Eco-Certification’ von Ecotourism Australia ausgezeichnet.

Idylle im weiten Meer: Heron Island. Foto: Hilke Maunder
Idylle im weiten Meer: Heron Island. Foto: Hilke Maunder

Und auch Tim Harvey, der zwar nicht die Ferienanlage betreten mag, setzt sich für ein gutes Miteinander ein und bietet täglich Führungen für Resortgäste an. Dann können sie im Touchtank Seeigel bestaunen, blaue Seesterne entdecken.

Und am eigenen Leibe erfahren, wie eine Seegurke auf den Handgriff der Gäste reagiert: Sie wirft einen Teil ihrer inneren Organe aus – lange, klebrige Fäden, die behindern und irritieren. Den Überraschungsmoment nutzt sie zur Flucht und versteckt sich unter einer Koralle.

Einfach paradiesisch: Heron Island. Foto: Hilke Maunder
Einfach paradiesisch: die Koralleninsel Heron Island. Foto: Hilke Maunder

Mehr als 70 Prozent aller am Barrier Riff vorkommenden Korallenarten leben in dem 21 – 26°C tropisch warmen Meer von Heron Island. An der Riffkante erheben sich „Bommies“, drei bis 30 Meter hohe Korallenköpfe. An der Coral Grotto stürzt das Riffdach jäh ab – und gibt den Blick frei auf einen dicken Teppich von Tischkorallen.

„Der absolute Höhepunkt für Korallenfan ist jedoch Gorgonia Hole“, sagt Malin (20) aus Schweden, die mit ihrem Work & Travel-Visum vier Monate lange ihrer Leidenschaft als Sommerjob frönt: tauchen und schnorcheln.

Heron Island, Tauchlehrerin Malin aus Göteborg. Foto: Hilke Maunder
Tauchlehrerin Malin aus Göteborg. Foto: Hilke Maunder

Mit zwei Gästen aus Sydney springt sie von Bord. Nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche erstreckt sich im Norden von Heron Reef ein Korallengarten einzigartiger Vielfalt: mit hauchzarten Seeschwämmchen und Crinoiden bis zu riesigen Tisch- und
 Hirnkorallen und beinahe endlosen Feldern von Geweihkorallen.

In seinen
 Einschnitten und Grotten zeigen sich Schildkröten und große 
Schnecken, gelegentlich auch die „Gartenschläuche“ des
 Südpazifiks – giftige Seeschlangen.

Wahrzeichen der Insel: das Wrack, das vor Heron Island aus dem Wasser ragt. Foto: Hilke Maunder

Doch das Idyll ist in Gefahr. Immer öfter schlagen die Wissenschaftler bei der Great Barrier Reef Meerespark-Verwaltung (GBRMPA) Alarm. Die globale Erderwärmung und der Einfluss des Menschen haben Teile des Riffs bereits so geschädigt, dass eine Regeneration Jahrzehnte dauert.

Die Korallenbleiche setzt dem Naturwunder ebenso zu wie ein winziger Geselle, der in der Forschungsstation mit wissenschaftlicher Akribie von Olga Pantos (32) bei ihrem Post-Doc-Projekt drei Jahre lang beobachtet wird: ein Einzeller, der langsam, aber stetig die Koralle auffrisst.

Es wird langsam Abend auf Heron Island. Foto: Hilke Maunder
Es wird langsam Nacht auf Heron Island. Foto: Hilke Maunder

Heron Island: Info

Hinkommen

tgl. Katamaran „Reef Explorer“ (2 Std.), Helikopter-Shuttle (30 Min.), beide ab Gladstone

Schlafen & schlemmen

Heron Island Resort

via Glastone Qld 4680, Tel. +61 3 94 13 62 88, http://heronisland.com, 109 Zimmer in fünf Kategorien

Dieser Beitrag ist im Ländermagazin 360° Australien erschienen.

Sunset über dem südlichem Great Barrier Reef - hier auf Heron Island. Foto: HIlke Maunder
Sunset über dem südlichem Great Barrier Reef – hier auf Heron Island. Foto: HIlke Maunder

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