Im australischen Winter ist das Land ausgedörrt. Die Trockenheit hat den Boden aufgerissen; das Vieh drängt sich um die letzten Wasserstellen der Savanne. 31 Grad heiß sticht die Sonne vom hohen Himmel über dem weiten, offenen Land.
Doch im australischen Sommer überfluten Monsunregen das Land. 14 Wochen lang ragten rund um Karumba im Gulf Country von Queensland 2011 nur die Baumkronen aus den trüben Fluten. Der Norman River war über die Ufer getreten, “salties”, riesige Leistenkrokodile, rissen das hilflose Vieh. Mit Booten wurden die rund 500 Bewohner des kleinen Ortes mit den lebenswichtigsten Dingen versorgt.
„It’s a harsh country, but I love being here! Here, you feel life skin deep“, erzählt mir der Angler, der an einem sonnigen Wintertag seine Angel in den Norman River hält, um „Barra“ zu fangen, große Barramundi. Wenig weiter beobachten Pelikane einen zweiten Angler. Hängt etwas am Haken, stürzen sie sich auf den Fang – Vogel und Mann kämpfen mit Armen und Flügeln um den Fisch.
Viele, die hier ihre Angel auswerfen und die tropische Wärme genießen, sind “grey nomads”, Senioren aus dem Süden des fünften Kontinents. Mit Wohnwagen oder Wohnmobil sind sie zu Beginn der kalten Tagen aus Victoria, New South Wales und South Australia aufgebrochen.
Im Gulf Country sind die Winterflüchtlinge glücklich. Auf dem Campingplatz von Karumba sind fast alle Stellplätze belegt. Während der Woche sorgen Handarbeitsrunden und Bingo-Abende für Abwechslung. Zum Fish Barbecue gehört Live Music, Country und Folk von einem Barden, der so seinen Aufenthalt im Caravanpark finanziert.
Sonntag vormittags lockt der Kunsthandwerkermarkt auf dem Parkplatz der Sunset Tavern von Karumba Point. Angelbedarf, selbstgestaltete Klappkarten, Häkeleien, Strandmode und Schmuck dominieren das Angebot der rund zwei Dutzende Stände.
Abends zeigt sich, dass die Taverne ihren Namen zu Recht trägt: Feuerrot versinkt die Sonne im Meer. Karumba ist der einzige Urlaubsort von Queensland, wo ihr – nicht wie sonst im Sunshine State – den Sonnenaufgang über dem Meer, sondern abends einen prachtvollen Sonnenuntergang erleben könnt!
Dieser Beitrag ist 2013 in meinem Blog “Walkabout Australien” erschienen, der inzwischen in der Reiseschreibe aufgegangen ist.