Wein-Pfalz: Helmut Kohls Rebstöcke

Der Wein ist die Seele der Pfalz. Zu Füßen der Haardt wogt ein weites Rebenmeer, eingerahmt von den Burgen und Bergen des Pfälzerwaldes und dem dunstigen Blau der Oberrheinischen Tiefebene.

Im frühen Frühjahr leuchten pink die Blütenbüschel der Mandelbäume in den Weinbergen, im Sommer flirtet das helle Grün der Reben mit dem heißblauen Himmel, im Herbst erstrahlt das Weinland von Gold bis Tiefrot: Seit Jahrhunderten wird die Pfalz als „Garten Eden“ gerühmt.

Schon Bayernkönig Ludwig I. zog es hierher. In Edenkoben, der „schönsten Quadratmeile meines Reiches“, ließ er sein Schloss Villa Ludwigshöhe errichten. Und lehnte es ab, einen Schlosspark anzulegen. Seine Begründung: „Ich blicke hier auf den schönsten Garten der Welt“.

Mittendrin liegen uralte Gehöfte und romantische Winzerdörfer: St. Martin, Maikammer, Mussbach, Wachenheim, Forst und Freinsheim, das pfälzische Rothenburg. Weltruhm hat Deidesheim erlangt. Wo Goethe und Bismarck den Wein genossen, ließ auch Kanzler Kohl seine Staatsgäste bewirten: im Deidesheimer Hof.

Dass sich so manches Staatsoberhäupter Deidesheim bis heute besonders verbunden fühlt, liegt an einer besonderen „Lage“: Im Paradiesgarten oberhalb der Stadt sind viele Prominente „begütert“. Ihnen gehört ein Stückchen Pfalz – in Form eines Riesling-Rebstocks. Bürgermeister und Gemeinde verpachten die Reben, pflegen sie fachkundig und lesen die Trauben für den prominenten Pächter. Seinen Wein erhält er dennoch…

Dicht an dicht reihen sich die pittoresken Dörfer voller Geschichte und Geschichten an der Deutschen Weinstraße, der ältesten Weinstraße Deutschlands. Sie beginnt an der Grenze zum Elsass in Schweigen und führt 85 Kilometer entlang der Haardt bis Bockenheim.

Die Route birgt so manche Superlative. Deutschlands ältester Weinberg steht am Ortsausgang von Rhodt. Seit 1620 tragen die Rebstöcke, die stellenweise so dick sind, das man sie nicht mit zwei Händen umfassen kann, Traminertrauben – ihr Ertrag ist gering, aber äußerst geschmackvoll.

Die älteste Weinflasche der Welt wurde bei Speyer entdeckt: Sie war im 3. Jahrhundert nach Christus einem römischen Legionär als Wegzehrung mit ins Grab gelegt worden. Diese kulturhistorische Kostbarkeit lässt sich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer bestaunen.

Das größte Weinfass der Welt wurde nie gefüllt: Das Dürkheimer Fass mit einem Volumen von 1,7 Millionen Liter wird dennoch praktisch genutzt – als Gaststätte. Rekordverdächtig ist auch die Feierlaune der Pfälzer: Von März bis November locken unzählige Feste und Feiern im Zeichen der Traube.

Den alljährlichen Höhepunkt bildet der Dürkheimer Wurstmarkt, das größte Weinfest der Welt. Gefeiert wird mit einem echten Pfälzer Schoppen – da passt nicht ein nur Viertel-, sondern gleich ein halber Liter rein: Grauer Burgunder, Gewürztraminer, Portugieser oder Scheurebe, gereift bei 1.800 Sonnenstunden im Jahr.

Dieser Beitrag erschien 2013 in “Deutsche Welten”, dem Magazin der Deutschen Zentrale für Tourismus.

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