27 Kilometer nordwestlich von Cairns in Far North Queensland liegt ein kleines Dorf, das neben dem Barrier Reef zu den beliebtesten Ausflugszielen gehört: Kuranda.
Cairns, 8.30 Uhr. Der Bahnhof ist nahezu leer. Nur auf einem Bahnsteig herrscht Gedränge. Hier startet tagtäglich die Kuranda Scenic Railway zu einer Bahnfahrt, die zu den schönsten der Welt gezählt wird: von Cairns hinauf nach Kuranda, einem Dorf im Regenwald der Atherton Tablelands.
Ein lauter Pfiff. Abfahrt. Statt fauchender Dampfloks ziehen heute meist Kraftprotze mit Dieselantrieb den Zug. Die Waggons in dunklem Holz hingegen sind seit mehr als 100 Jahren im Einsatz. Unverändert ist auch die Trasse, die der Touristenzug befährt: 34 Kilometer mit 15 Tunneln und 40 Brücken.
Zwischen 1884 und 1891 von Pionieren mit Pickel und Schaufel per Hand geschaffen, um das Zinn aus den Minen und Bauholz aus den Regenwäldern zu den Siedlungen an der Küste zu transportieren.
Erster Halt: Freshwater Connection. Weitere Reisende steigen zu, versuchen, die letzten freien Fensterplätze auf der rechten Seite zu ergattern. Vergeblich. Die besten Aussichtsplätze wurden im Voraus reserviert. Bei den ersten Steigungen hinter Jungara öffnet sich ein Postkartenpanorama über die Zuckerrohrfelder von Smithfield, auf Mount Whitfield und über Trinity Bay bis hin zum False Cape und Green Island.
Eine Stunde später. Einige schlafen, andere blicken versonnen vor sich hin. „Stoney Creek!“ unterbricht quäkend eine Lautsprecherdurchsage die ruhige Gemächlichkeit. Das ganze Abteil ist auf den Beinen.
Japanische Jugendliche mit Einwegkameras, Männer mit umfangreicher Ausrüstung, Rentner mit handlichen Digitalen reihen ihre Apparate dicht an dicht aus Fenstern, drängen sich auf die schmalen Plattformen zwischen den Waggons und beugen sich waghalsig vor, um Bahn und Brücke aufs Bild zu bannen.
In Barron Falls lässt der Zug 15 Minuten Zeit, die Wasserfälle zu bewundern. Sind sie in der Trockenzeit nur ein Rinnsal, hilft die Power Station etwas nach und lässt mehr Wasser herab, wenn die Bahn den Wasserfall passiert.
Nach anderthalb Stunden: Einfahrt in Kuranda. Ein Dutzend Busse bringt die Besucher zum Ziel ihrer Sehnsucht: zum Souvenir-Shopping im Regenwald. Nur die Lage unterscheidet Kuranda von anderen kommerziellen Touristenmärkten. Nichts erinnert mehr an die Hippie-Kommune der 70-er Jahre.
Die Aussteiger von einst sind die Geschäftsleute von heute. Ob auf den „Original Kuranda Markets“, dem „Rainforest Market“ oder „Kuranda Heritage Market“: Angebote aus dem asiatischen Raum dominieren. Australien setzt auf Altbewährtes: Didgeridoos, Bumerangs, Akubra-Hüte, Boots, Opale und Koalas zum Knuddeln.
Aboriginal Art ziert Platzmatten, Becher, T-Shirts und Tabletts, das Kreuz des Südens Bettwäsche und Feuerzeuge. Mal nett, mal Nepp. Doch wer sucht, findet auch hausgemachte Chutneys, solide Lederarbeiten aus Känguru oder filigranen Silberschmuck.
Nach den Märkten lockt das „Erlebnis Regenwald“. Rund ein Dutzend Anbote laden ein. Flora, Fauna und Bewohner kennen zu lernen. Leuchtend kobaltblau schwirrt ein Ulysseus unter dem Glasdach der Australian Butterfly Sanctuary. Mit 1.500 Schmetterlingen aus 35 Arten gelang Australiens größter Brutstätte für Falter der Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde.
Attraktion der Birdworld Kuranda sind mehrere Cassowaries, bis zu zwei Meter hohe, flugunfähige Vögel. Im Noctarium wurde ein Regenwald nachgebildet und die Nacht zum Tag gemacht, um nachtaktive Tiere wie Fledermäuse und Bandicoots zu zeigen. Wie es in der freien Natur ausschaut, lässt sich nach einem BBQ im Carrowong Fauna Sanctuary erleben.
Im Rainforestation Nature Park wird der Regenwald zur Kulisse für Kundenpräsentationen, Hochzeiten und Team-Building-Prozesse. „All in one“ bietet der 40 Hektar große Erlebniswelt auch shoppingmüden Ausflüglern. Erst geht es mit der Army Duck, einem Amphibienfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg, durch den von der UNESCO geschützten Regenwald und einen Garten mit tropischen Obstbäumen, dann präsentiert der Wildlife Park Krokodil, Känguru, Koala und Co.
Der „Dreamtime Walk“ entlang einer imaginären Regenbogen-Schlange will mit Speerwurf, Didgeridoo-Musik und Bumerang-Lektion das Leben der Aborigines näher bringen, bis die Pamagirri Aboriginal Dance Group auf der Bühne Mythen und Legenden tanzend zum Leben erweckt. Neun Dollar netto gibt’s pro Stunde. „Einen besseren Job findest Du hier kaum“, sagt ein Tänzer und reißt eine Cola-Dose auf.
Zurück zur Küste schwebt die längste Gondelbahn der Welt: Skyrail, die luftige Verbindung nach Smithfield an den Caravonica Lakes. Der Bau der 7,5 Kilometer langen Strecke war extrem schwierig. Umgeben vom Weltnaturerbe, wurden alle Stationen an bestehenden Freiflächen, die 32 Türme mit Hilfe von Helikoptern errichtet.
Die gut vier Zentimeter dicken Stahlseile – Gewicht: 100 Tonnen – tragen 114 Gondeln, jede groß genug für sechs Personen. Maximal fünf Meter pro Sekunde schweben sie über dem Blätterdach des Regenwaldes, zunächst nach Barron Falls mit seinem Rainforest Interpretation Centre, dann hinauf zum Red Peak.
545 Meter über dem Meer erschließt hier ein Holzplankenweg die Flora des Regenwaldes: Baumfarne, Epiphyten, Palmen und Baumriesen. Minuten später gleitet die Gondel steil den Hang hinab, begleitet von weiten Ausblicken auf die Coral Sea und Cairns.
Dieser Beitrag ist am 10. 2. 2003 auf Spiegel Online erschienen.
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Ein Gedanke zu „Kuranda: Shopping im Regenwald“