Kinder nutzen ihn gerne als Rutschbahn: Der “Große Stein” von Altentreptow lädt mit seiner sanften Neigung und der glatten, ebenen Oberfläche gerade dazu ein. Ganz mutige Jungen stürzen sich sogar mit dem Skateboard hinunter. Nur, um unten etwas unsicher auf dem Weg zu landen und vor dem Zaun, der den zweitgrößten Findling Mecklenburgs umgibt, eine scharfe Kurve hinzulegen.
Doch meist ist es still am Klosterberg, ruht der Geschiebeblock, von Bäumen umgeben, in der Kleingartenanlage rund 70 Meter westlich vom Tiergarten. Wie groß der Felsklotz tatsächlich ist, den die letzte Eiszeit hier zurückließ, ist nur zu ahnen. Nur knapp ein Drittel ragt an die Oberfläche. Der Rest steckt im Boden.
Geologen haben den imposanten Fels bereits im letzten Jahrhundert genau vermessen und analysiert. Ihr Ergebnis: Beim Großen Stein von Altentreptow handelt sich um einen mittelkörnigen Granit mit pultförmiger, vom Eis geschliffener Ober- und Seitenfläche. Mit einer Höhe von insgesamt 5,20 Meter, von der nur 2,50 Meter aus dem Boden herausragen, wird das Volumen des Steines auf 133 Kubikmeter errechnet.
Die größte Länge des Großen Steines beträgt 8.20 Meter, die Breite gute sechs Meter und der Umfang 23 Meter. Wenn heute Besucher staunend diese Zahlen leise aus den Reiseführern vorlesen, so huldigten frühere Gäste dem heiligen Haufen auf ihrer Art: Offensichtlich hatte Felsbrocken früher kultische Bedeutung, was der Name “Opferstein” bis heute widerspiegelt.
An einem Feldweg, der vier Kilometer nördlich von Altentreptow zum Ortsteil Rosenmarsow führt, ruht nach rund einem Kilometer nach Westen zehn Meter nördlich des Weges das Naturdenkmal Schusterstein im Marienbach. Der hochrückige, dunkelgraue Findling liegt halb im Bachbett und ist stark mit Flechten besetzt. Rund 1,50 Meter des Blockes stecken noch im Boden. Trotzdem wirkt auch dieser Felsbrocken mit seinen 5,5 Meter Länge, vier Meter Breite und 2,4 Meter sichtbarer Höhe recht gewaltig.
Neben diesen beiden Prachtbrocken, die die letzte Eiszeit in Mecklenburg so dicht nebeneinander hinterlassen hat, liegen die anderen großen Findlingen recht verstreut im Land. Der drittgrößte Findling des Landes, nicht einmal halb so groß wie der Große Stein von Altentreptow, ist der Große Stein in Forst bei Goldenbaum mit beachtlichen 59 Kubikmeter Volumen.
54 Kubikmeter bietet der Riesenstein an der Krappmühle nordwestlich von Neubrandenburg. Sechs Kilometer westlich der Vier-Tore-Stadt, in der Feldmark Blankenhof, liegt 42 Kubikmeter wuchtig “De Grote Stein”. Der Teufelsstein bei Mildenitz im Kreis Stralsund mißt 40 Kubikmeter, der Blücherstein nördlich von Friedland an der B 197 noch 38 Kubikmeter
Der Große Stein von Strehlow südwestlich von Prenzlau ist fast 100 Kubikmeter kleiner als der Große Stein von Altentreptow – nur noch 34 Kubikmeter. Der eindeutig größte Findling des Land liegt indes nicht auf dem Festland: Er ruht vor Rügen in der Ostsee.
Doch zurück zur Stadt im Tollensetal. Altentreptow kann nicht nur den Geschiebeblock als Attraktion aufweisen. Sehenswert ist auch die große dreischiffige Hallenkirche, im 14. Jahrhundert im Stil der Backsteingotik begonnen und rund 100 Jahre später vollendet.
Der Doppelflügelaltar von St. Petri mit seinem reichen Figurenschmuck vor vergoldeter Rückwand sowie der spätromanische Taufstein mit seinen kunstvoll geschnitzten Gesichtsmasken ragen unter der beachtenswerten Innenausstattung besonders hervor.
Erhalten sind schließlich noch zwei Stadttore: das spätgotische Neubrandenburger Tor mit seinem Backstein-Blendgiebel, und das Demminer Tor, im 19. Jahrhundert dem damaligen Geschmack der Zeit angepasst.
Dieser Beitrag ist 1991 in “1000 Ausflugsziele in Mecklenburg-Vorpommern” erschienen.