Der Dobberworth auf Rügen

„Im Jahre 1815 kam ich zur Erlernung der Landwirtschaft nach Schoritz auf Rügen, wo ich zum erstenmal von Hünengräbern reden hörte und mit Erstaunen diese colossalen Werke der Vorzeit erblickte.“ Friedrich von Hagenow, 1797 in Vorpommern geboren, kam 1850 nach Rügen.

15 Jahre lang, bis zu seinem Tode 1865, sammelte, grub, zeichnete und ordnete der studierte Mathematiker die Bodendenkmale der Kreideinsel. Auf einer „Special-Charta“ hielt Hagenow 1829 penibel genau jedes der Bodenaltertümer fest. 232 steinzeitliche Grabstätten notierte Hagenow – hundert Jahre später waren nur noch 54 erhalten.

Mittlerweile wurden in Mecklenburg von der Bodendenkmalpflege fast 400 Hünengräber unter Schutz gestellt. Das Gros jedoch ging bei Haus-, Acker- und Straßenbau in den letzten Jahrhunderten verloren. Nur in großen Waldgebieten konnte sich der ursprüngliche Zustand erhalten.

Dort liegen häufig große Gruppen von Hügelgräbern dicht beieinander. Gegen Ende der Steinzeit, wo die Toten gemeinschaftlich in Grabkammern – ausgestreckt oder in Hockstellung – beigesetzt wurden, wandelte sich die Bestattung: Einzelgrabanlagen kamen in Mode.

Aus den verschiedenen Grabformen der jüngeren Steinzeit entwickelte sich im zweiten Jahrtausend vor Christi das Hügelgrab als Sonderform des Hünengrabes. Der Tote wurde in einer Steinkiste, einem Baumsarg oder einem Totenhaus in voller Kleidung bestattet. Darüber wurde ein Erdhügel gewölbt, der oft mächtige Ausmaße annahm.

Als größte bronzezeitliche Grabanlage Norddeutschlands gilt der imposante Dubber- oder Dobberworth südwestlich von Sagard auf der Insel Rügen. Schon zur Romantik lockten die „Denkmäler der Urzeit“ die Reisenden nach Rügen.

„Ich maß seinen Umkreis, welcher 170 Schritte betrug, und seine Höhe schätze ich auf 16 Ellen”, schreibt Johann Jakob Grümbke 1805 in seinen „Streifzügen durch das Rügenlande“ an einen imaginären Freund.

Die rund zehn Meter hohe, von Bäumen und verwilderten Büschen bewachsene Anlage ragt unmittelbar neben der B 96 Bergen – Saßnitz auf. Eine Sage erzählt, wie der Dobberworth entstand: Vor vielen Jahren hauste auf der Halbinsel Jasmund eine ungeheure Riesin, vor der das Land in Angst und Schrecken lebte.

Doch die Tyrannin besaß ein schwaches Herz: Sie hatte sich in den Fürsten von Rügen verliebt – und wollte ihn heiraten. Der stolze Fürst jedoch lehnte ihr Liebeswerben ab. Enttäuscht und verärgert, rächte sich Riesin auf ihre Art.

Sie rief ihre Gehilfen zusammen und wies sie an, den Jasmunder Bodden mit Steinen, Sand und Kies aufzufüllen, damit sie besser gegen den Fürsten zu Felde ziehen könne. Tatkräftig packte die Riesin bei den Arbeiten mit an. Doch der Plan misslang. Die Schürze der Riesin riss unter der Last der Steine. Bei Sagard purzelten die Felsen auf die Erde –- und bilden seitdem den Dobberworth.

Mit allein 228 Fundstellen aus der älteren Bronzezeit nimmt die Insel Rügen landesweit eine Spitzenstellung ein. Im benachbarten Kreis Stralsund konnten nur noch 30 Stätten kartiert werden.

Andere interessante Hügelgräber

  • Westhof (Kreis Bad Doberan)
  • Gremmlin (Kreis Güstrow)
  • Lübberstorf (Kreis Neubrandenburg)
  • Prillwitz (Kreis Neustrelitz)
  • Alt Meteln (Kreis Schwerin).

Während die großen Hügel meist einsam in der Landschaft liegen, sind die kleineren Anlagen häufig zu Gruppen zusammengefasst. Solche sehenswerten Gruppen mit zehn bis 20 Gräbern befinden sich unter anderem in:

  • Zahrensdorf, Bretzin und Beckendorf (Kreis Hagenow)
  • Poltnitz (Kreis Parchim)
  • Ivendorf (Kreis Bad Doberan)
  • Kritzow (Kreis Schwerin).

Dieser Beitrag ist 1991 in “1000 Ausflugsziele in Mecklenburg-Vorpommern” erschienen.

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