Bereit für Abenteuer? Wandern auf dem Lykischen Weg, radeln auf der Seidenstraße, wedeln auf dem Vulkan oder bei einer Blauen Reise von Traumstrand zum Inseltraum kreuzen: Die Türkei ist das ganze Jahr hindurch ein Paradies für Aktive.
HERBST: Trekking-Träume
Am Mittelmeer säumen schattige Kiefernwälder die Kiefernwälder die zerklüftete Küste, in kleinen Sandbuchten glitzert das Wasser. In Kappadokien ragen bizarr geformte Feenkamine, Mützenberge und Riesenpilze in den hohen Himmel, im tiefsten Osten Anatoliens lockt der sagenumwobene Berg Ararat – kein Fünftausender liegt näher! Seit 1999 mit dem Lykischen Weg die erste Wanderroute eröffnet wurde, hat sich in der Türkei ein Netz aus Nah- und Fernwanderwegen entwickelt, das abseits der ausgetretenen Pfade den Blick auf das ursprüngliche, geschichtsträchtige Tor zum Orient eröffnet.
Wer dem 509 km langen Lykische Weg von Fethiye nach Antalya folgt, entdeckt urige Bergdörfer, einsame Traumstrände und erlebt mit jedem Schritt die Antike hautnah: lykische Nekropolen, römische Amphitheater, byzantinische Kirchen, genuesische Festungen und den Apollon-Tempel von Sura, in dem Priester einst das Fisch-Orakel befragten (lycianway.com).
Auf den Spuren des Apostel Paulus wandelt man beim zweiten großen Fernwanderweg der Türkei. Der rund 500 km lange Track von Perge bei Antalya einmal quer über das Taurusgebirge nach Norden und am Eğirdir-See vorbei nach Yalvaç fordert etwas mehr Kondition: Er beginnt auf Meereshöhe und führt bis auf 2200 Meter hoch hinauf – wer mag, kann jenseits des Hauptkammes zwei 2800 m hohe Gipfel erklimmen !
Der 2200 km lange Sultansweg beschreibt die Route, auf der Sultan Suleyman 1529 und 1532 nach Wien zog, um die Stadt einzunehmen. Der grenzüberschreitende Kulturpfad durchquert dabei sieben Länder. Das türkische Teilstück verläuft von Edirne an der griechischen Grenze bis nach Istanbul (sultanstrail.com).
Kasten: Schöner schlafen
Wassermühle: Durch und durch grün wie die Blätter, hinter denen es sich am Lykischen Weg versteckt, ist das Boutiquehotel aus Holz und Stein von Brigitte Özbali – mit Trinkwasser aus eigener Quelle für Bad und Pool, Vollwertküche mit typisch türkischen Zutaten und Solarpanelen für Heizung und Warmwasser (“Die Wassermühle”, Landhotel, Faralya, Hisar Mah. No. 4, 48300 Uzunyurt/ Fethiye, Tel. +90 252 642 12 45, natur-reisen.de).
Bett & Esel: Am Paulusweg bieten Emine und Erdinç Barca nicht nur Kost und Logis für Wanderer, sondern auch Esel für größere “Expeditionen” (Barca Pension, Çaltepe, Tel. +90 242 771 10 38, E-Mail: erdincbarca@hotmail.com). Erdinç stammt aus einer Hirtenfamilie, er kennt Flora und Fauna wie seine Westentasche!
WINTER: SKI in der Türkei
Puder-Pisten
Adé Alpen, tschüs Aspen: Mit schneesicheren Höhenlagen, traumhafter Bergkulisse und Orientflair ist die Türkei das neue In-Ziel für Wintersportfans. Den Gebirgen im Westen wird nachgesagt, die Heimat des griechischen Sagengottes Zeus zu sein, im Osten soll die Arche Noah auf der eisigen Spitze vom Berg Ararat gelandet sein. Keine Legende: Mit 350 Millionen Euro und Unterstützung aus Österreich wird am Vulkan Mount Erciyes das größte Skigebiet des Landes Wirklichkeit – mit Sommerski und Heli-Skiing. Steht alles, will der Bürgermeister von Kayseri die Olympischen Winterspiele 2022 in die Türkei holen.
Als St. Moritz der Türkei gilt Uludağ, eine Skischaukel mit fünf Sessel- und acht Schleppliften sowie einer Achtergondel, die seit Winter 2013/14 von Bursa (Tefferüç) direkt ins Skigebiet schwebt. Gut die Hälfte der 28 Pistenkilometer an den Flanken des 2.542 m hohen “heiligen Berges” im Marmaragebirge sind mittelschwer, drei Prozent nur etwas für Cracks. Hier wedelt man mitten im Nationalpark – bei schönem Wetter mit Blick auf das Marmarameer!
Die längste Anfahrt der Türkei schwingt sich 7,2 km lang den 3.271 m hohen Palandöken hinab, dessen Pisten drei Schlepp- und sechs Sessellifte sowie eine Kabinenbahn. Berühmt ist der “Drachenberg” von Erzurum auch für seinen besonderen Schnee. Die trockene, kalte Luft macht ihn so weich, fein und pulvrig, dass er beim Schwingen nur so stobt. Das freut die Profis, die sich hier beim Ski-Weltcup messen!
Morgens auf die Bretter, nachmittags ins Meer, das ist in den Bey-Bergen des Taurus möglich, die sich beim Kizlar auf 3.069 Meter empor schwingen. Am Gipfel glitzern Schnee und Eis, im Tal tanzen Sonnenstrahlen auf dem Mittelmeer. Wow! Ebenso märchenhaft sind die Gelbföhrenwälder, die in Sarıkamış auf bis zu 2.600 m Höhe die Pisten säumen. Das sechste türkische Skigebiet ist ein Geheimtipp für Familien: Kartalkaya in den Köroğlu-Bergen.
Kasten: Ski extrem
Heli-Sking: Das Kaçkar-Gebirge im Osten der Schwarzmeerküste ist das Terrain für Tiefschnee-Träume. Mit dem Hubschrauber geht’s von Ayder, Ikizdere und Yaylalar auf jungfräuliche Puderhänge am 3.900 m hohen Kaçkar Daği (turkeyheliski.com).
Skitour auf den Gipfel: Lust, die drei höchsten Gipfel Ostanatoliens mit Ski zu bezwingen? Yüksel Yilmaz führt von Februar bis April in sieben Tagen seine Gäste in kleinen Gruppen auf die Spitzen von Mt. Artos (3.537 m), Mt. Süphan (4.058 m) und den 5.137 m hohen Mt. Ararat (skiararat.com).
Freeride am Vulkan: Wilden Tiefschnee gibt es auch in Bitlis Sapgõr an den Hängen des Nemrut Daği bei Tavan.
FRÜHLING: Pionierland für Pedalritter
Einfach aus Lust und Laune in der Freizeit radeln? Das ist für die meisten Türken unvorstellbar. Wenn sie sich aufs Rad schwingen, dann nur, um den Alltag besser zu bewältigen. Doch noch lieber setzen sie sich in ihre Limousine und sausen über Schnellstraßen und gut ausgebaute Autobahnen. Die Nebenstraßen sind, bis auf gelegentliche Eselskarren, völlig leer. Und überziehen als dichtes Geflecht aus kurzen und lagen Wegen kreuz und quer das Land. Da macht es nichts, dass es in der Türkei noch kein markiertes Radwegenetz gibt. Mit dem 7.650 km langen Iron Curtain Trail (ironcurtaintrail.eu), der von Kirkenes an der Barentsee bis an die Schwarzmeerküste verläuft, ist die Türkei ins Euroveloroutennetz integriert. Das türkische Teilstück des EV 13 führt ab Edirne durch Thrakien bis nach Kırklareli an der Grenze zu Bulgarien.
Die abwechslungsreichen Küsten von Mittelmeer und Schwarzem Meer entdeckt man am besten mit dem Mountainbike. Und verbindet Aktivurlaub und Badespaß beim Inselhüpfen in der Ägäis: Auf den Sprint über schmale Saumpfade, die die zerklüftete Klippen säumen, folgt der erfrischende Sprung ins türkisblaue Nass. Dann rauf auf die Fähre oder einen historischen Gulet-Holzsegler, und hin zur nächsten Insel. Oder vielleicht doch erst noch ein wenig sonnen? Und in loungigen Beachclubs am Strand chillen?
Auf den Spuren der Karawanen radeln Sie auf der historischen Seidenstraße. Start ist in Kappadokien, der Heimat zerklüfteten Tuffsteinlandschaften, labyrinthartiger Höhlenwohnungen und wild lebender Pferde. Vorbei an rosafarbenen Flamingos, die am Salzsee Tuz Gölü nisten, geht es nach Konya, wo Derwische mit hohen Hüten sich in Trance tanzen. 65 km weiter spiegeln sich die Bergspitzen des Taurus im Beyşehir-Sees. Erst hinter den hohen Pässen wartet die Badeküste von Antalya ….
SOMMER: UNTER VOLLEN SEGELN
Einfach mal ins Blaue schippern, von Bucht zu Bucht kreuzen, ins türkisblaue Wasser springen und dort Halt machen, wo der frisch gegrillte Fisch am verführerischsten duftet: Auf der „Blauen Reise” oder „Mavi Yolculuk“ kann man herrlich entspannen – und ohne Stress viel erleben. Am besten entdeckt man die einsamen Buchten der Ägäis mit einem gutmütigen Dickschiff. „Gulet” nennen die Türken ihre traditionellen Holzsegler, schlummern unter Deck in gemütlichen Kojen – oder direkt unter dem Sternenhimmel. Und steuern am nächsten Tag Traumziele an wie die Datça-Halbinsel um Marmaris, die lykische Küste bei Fethiye oder den Gökova-Golf bei Bodrum mit mehr als 60 Buchten, die zum Baden, Windsurfen, Tauchen oder genüsslichem Faulenzen einladen.
Wer kein eigenes Boot hat, schippert mit der Fähre von Çamlı zur Zederninsel Sedir Adası, die Kaiser Marc Antonius seiner Kleopatra geschenkt haben soll. Ihren feinen Sand ließ er der Legende nach vom Roten Meer herbringen. Tatsachlich besteht er aus lauter rund geschliffenen Muschelschalen. Bitte keine Kügelchen mitnehmen! Sie stehen unter Naturschutz – wie der seltene Amberbaum und die Delfine, die mit den Wellen spielen.
Mit Schnorchel und Taucherbrille kreuzt südlich von Marmaria Jürgen Janning mit seinem Zweimaster „Caferoğlu 6″ (j-dive.de) vor der Halbinsel Datça. Mit fünf Knoten gleitet der Segler durch kristallklares Badewasser zum Tauchspot Hur Mali. Zwischen Amphoren huschen Tausende Mönchsfische umher, Schnapper und Zweibindenbarsche kreuzen ihren Weg. Mit lichtstarken Leuchten untersuchen die Taucher jeden Spalte, jeden Überhang: ist da vielleicht ein Oktopode, oder gar ein Bärenkrebs versteckt?
Kasten
SEGELN MIT KIDS Beim Segeln mit Kindern werden jeden Tag nur kurze Etappen zurückgelegt – Badestopps gehören immer zum Programm! Wer nicht mit anderen Gäste segeln möchte, kann Jacht und Skipper exklusiv für seine Familie chartern – oder sich mit eigener Jacht Flottillen anschließen (http://sailpoint.org).
REGATTA FÜR EINSTEIGER Olympische Dreieckskurse, ein Offshore-Race und tolle Abendveranstaltungen – wen wundert’s, dass die Marmaris Race Week Ende Oktober immer beliebter wird? Denn seit 2012 ist das Teilnehmerfeld nicht mehr begrenzt – und jeder darf mitsegeln. Mitbringen: Konzentration und Kondition (marmarisraceweek.com)!
Im Türkei-Beileger von Lonely Planet Traveler und Food & Travel habe ich die grüne Türkei vorgestellt.