Miniguide: Das alte Istanbul

Als Byzanz, Konstantinopel und später als Istanbul war die Bosporusmetropole fast 3000 Jahre lang die Hauptstadt von Weltreichen, die ein unvorstellbar reiches Erbe an Bauten und Kunstwerken hinterlassen haben.

Religiöse Stätten

Hagia sophia

Ein Jahrtausend lang war die Weisheitskirche, die Kaiser Justinian I. im Jahr 532 errichten ließ, das größte Gotteshaus der Christen. Die Osmanen machten den Kuppelbau mit vier Minaretten zur Moschee. Atatürk ließ alle Mosaike freilegen; seit 1932 ist die Kirche ein Museum (Ayasofya Meydanı, tgl. außer Mo ab 9 Uhr, Eintritt ca. 8,15 €, ayasofyamuzesi.gov.tr).

Sultan Ahmed Camii (Blaue Moschee)

Wundervoll blaue Kacheln, ein roter Teppich und riesige Leuchter: Schöner, größer und prachtvoller als die Hagia Sophia sollte das Gotteshaus sein, das Sultan Ahmed 1609 nur 500 Meter von der Kathedrale entfernt errichten ließ. Als einzige Moschee der Stadt besitzt sie sechs Minarette. 2006 besuchte Papst Benedikt die Moschee und meditierte (Torun Sk 19, tgl. ab 9 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten).

Süleymaniye Moschee

Gott ist das Licht, sagt der Koran. Osmanenherrscher Süleyman der Prächtige ließ durch 130 Fenster das göttliche Licht die zweitgrößte Moschee der Stadt fluten. Mimar Sinan erbaute sie ab 1550 in nur sieben Jahren auf einem Hügel. Nachts verwandeln 2000 Öllampen das Innere in ein mystisches Sternen-
zelt (Prof. Sıddık Sami Onar Caddesi 1, tgl. ab 9 Uhr, Eintritt frei, Spende erbeten).

Highlights der Altstadt

Basilika-Zisterne

Zur Wasserversorgung seines Hofes legte Kaiser Konstantin um 540 einen unterirdischen Speicher an, dessen Decke 336 Säulen tragen. Sein „versunkenes Schloss“ Yerebatan Sarnıcı inspiriert heute Künstler zu Konzerten und Lichtinstallationen. 1963 schickte James Bond von dort Liebesgrüße aus Moskau (Yerebatan Caddesi 13, Eintritt ca. 3,25 €, yerebatan.com).

Topkapı-Palast

Vier Jahrhunderte lang war der  Topkapı Sarayı das Machtzentrum des osmanischen Reiches. Mit ihren vier Höfen und filigranen Flachbauten wirkt die Palastanlage wie eine opulent ausgeschmückte Zeltstadt. Die Schätze der Sultane zeigt der dritte Hof: seltene Waffen, kostbare Kleider und den 86-karätigen Löffeldiamanten. Jede halbe Stunde ist Einlass beim Harem (Topkapı Sarayı; tgl. außer Di ab 9 Uhr, Eintritt ca. 8,20 €, Harem ca. 4,90 €, topkapisarayi.gov.tr).

Großer Basar

Von einem einfachen Kaufhaus, das Mehmet II. gegründet hat, entwickelte sich der Kapalı Çarşı mit 4000 Händlern zu einem der größten Märkte der Welt. Einlass ins Gassengewirr gewähren 17 Tore. Typisch für den orientalischen Souk ist die Aufteilung der 60 Ladenstraßen nach Gewerben. Halıcı Sokağı ist die Straße der Teppich-, Sahaflar Caddesi der Antiquitätenhändler. Schmuck gibt es in der Kalpacilar-Gasse (tgl. außer So 8.30 – 19 Uhr, kapalicarsi.org.tr).

Entspannung für alle Sinne

Çemberlitaş Hamamı

Schönster Badetempel ist das türkische Dampfbad (1584) von Mimar Sinan, in dem Männer und Frauen getrennt schwitzen. Auf der warmen Marmorplatte des Hararet im Herzen des Hamams wird die Haut aufgeweicht für die Seifenmassage mit dem Seidenhandschuh, die reinigt und entspannt (Vezirhan Caddesi 8, Eintritt ab 19,50 €, cemberlitashamami.com).

Zihni

Im Winter genießt  Istanbuls Schickeria die Tropfen türkischer Winzer in der Traditions-Bar, die in einer mehr als 100 Jahre alten Wohnung im Boutiquenviertel Nişantaşı residiert. Wandpanele und Alkoven verbreiten Nostalgieflair.  Im Sommer eröffnet die Bar eine angesagte Freiluft-Dependance am Bosporus (Valikonağı Caddesi 39, Mai – Sept. So. geschlossen, Glas Wein 9 €, zihnibar.com).

Asitane

In den Archiven des Topkapi- und Dolmabahçe-Palastes fand Mehmet Yalcinkaya die Rezepte für die feine osmanische Küche, die er seit 1991 im Schatten der Chora-Kirche serviert: Vom Zimthuhn bis zu Weinblätter, mit Sauerkirschen gefüllt – dem Sultan würde es im eleganten Lokal sicher schmecken (Derviş Ali Mh., Kariye Cami Sokak 6, Hauptgerichte ab ca. 10 €, asitanerestaurant.com).

Istanbul Basics

Hinkommen

Turkish Airlines (ab 174 €; turkishairlines.com) und TUIfly (ab 53,99 €; tuifly.com) landen auf dem Flughafen Atatürk Hava Limanı (ataturkairport.com) 24 km südwestlich in Yeşilköy. Germanwings (ab 49,99 €; germanwings.com) und SunExpress (ab 75,99 €; sunexpress.com) fliegen Istanbul-Sabiha Gökçen (sabihagokcen.aero) 40 km östlich an. Ein Drittel günstiger als daheim sind Taxis. Sammeltaxen (dolmuş) fahren erst ab, wenn sie voll sind. Mit einer Istanbulkart äußerst preiswert, aber oft überfüllt, sind Metro, Stadt- und Seebus, Fähre, Straßen- und Seilbahn (iett.gov.tr).

Übernachten

Antiquitäten, dunkles Leder, gewebte Kelims und alte Stickereien sorgen für nostalgisches Osmanen-Flair im Hotel Sari Konak. Zum Sunset wird im Lounge-Café auf der Dachterrasse gechillt (DZ ab ca. 59 €, istanbulhotelsarikonak.com).

Das kleine, feine Anemon Galata-Hotel am Galata-Turm punktet mit 30 eleganten Zimmern, aufmerksamen Service, kuscheligen Betten mit Kissenmenü und tollem Altstadt-Blick vom Dachrestaurant (DZ ab ca. 99 €, anemonhotels.com).
Schriftsteller und Staatsmänner machten das noble Pera Palace Hotel seit seiner Eröffnung 1895 zum Mythos – Staatsgründer Atatürk ist in seiner Suite ein Museum gewidmet; Agatha Christie logierte in Zimmer 41 (DZ ab ca.144 €, jumeirah.com).

Gut zu wissen

Istanbuls Geschichte kurz und knapp

Byzantion

Um 660 v. Chr. gründen Griechen am Bosporus eine Kolonie. 167 n. Chr. wird sie von Rom erobert.

Konstantinopel

330 n. Chr. macht Konstantin Byzanz als „Neu-Rom“ zur Hauptstadt; erst nach dessen Tod erhält die um 500 n. Chr. größte Stadt am Mittelmeer seinen Namen.

Kalifenstaat

1453 erobert Sultan Mehmet II. die Stadt und löst die 1100-jährige Herrschaft der Christen durch muslimische Machthaber ab. Unter Süleyman dem Prächtigen entstehen die prachtvollsten osmanischen Monumente und Moscheen.

Türkische Republik

Mustafa Kemal Atatürk vertreibt 1922 den letzen Sultan und verlegt die Hauptstadt nach Ankara. 14 Mio. Menschen leben heute in der Boommetropole.

Top-Tipp

Istanbuls Museumspass „Müzekart“ gewährt 72 Stunden lang freien Eintritt in Hagia Sofia, Chora-Kirche, Topkapi-Palast und drei städtische Museen sowie Rabatte bei privaten Sammlungen (28 €, muze.gov.tr).

Zum Weiterlesen

Lonely Planets Istanbul (17,99 €) und der Marco-Polo-Reiseführer Istanbul (11,99 €) enthalten beide ausführliche Informationen, Ausflugstipps und City-Pläne zur Bosporusmetropole. Nobelpreisträger Orhan Pamuk ergründet in Istanbul (9,95 €) die Geheimnisse seiner Familie und seiner Kindheit. Kult sind die Krimis von Celil Oker  – alle fünf Remzi-Ünal-Bände gibt es jetzt günstig als Box (25 €).

Dieser Beitrag ist im Mai/Juni 2013 im Lonely Planet Traveller als Mini-Guide erschienen.

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