Malchow: die Inselstadt und ihr Kloster

Von Waren bis Plau spielt die Elde Versteck. Der Fluss, der bei Dömitz in die Elbe mündet, verbirgt sich hier sich in einer nahezu ununterbrochenen Seenkette. Der Fleesensee, Kölpin-, Malchower, Petersdorfer und Plauer Sees bilden ein beliebtes Revier der Wassersportler. Auf dem langgestreckten Malchower See wird im Juli mit Bootskorso und Feuerwerk alljährlich ein mehrtägiges Volksfest gefeiert. Wie eine Insel liegt die Altstadt von Malchow in dieser Großseenplatte.

Von der Inselstadt führt seit dem 15. Jahrhundert eine Drehbrücke zum Nordufer. Beim Wiederaufbau 1949 wurde jedoch die alte Handkurbel durch einen elektrischen Antrieb ersetzt. 1697 brennt die Stadt samt Kirche, Rathaus und Stadttor nieder.

Die Bürgerschaft erwägt, die Insel zu verlassen – und entschließt sich dann doch zum Wiederaufbau auf der Insel. Beim zweiten großen Stadtbrand 1721 bleiben nur 30 Wohnungen stehen. Wiederum entsteht der Wunsch, sich auf „festem Lande“ niederzulassen. Und diesmal gibt Herzog Leopold die Erlaubnis: die Inselstadt wird zum „Olden Malchowe“, am Nordufer entsteht die Neustadt.

Noch heute wachsen Neubaugebiete im Nordosten von Malchow empor. Die Nonnen hingegen zieht es an das Südufer. Auf einer Anhöhe über dem See gründen Anhängerinnen des Büsserinnenklosters aus Röbel 1298 das Magdalenenkloster – die heilige St. Magdalena war bereits in Röbel ihre Schutzheilige gewesen. Später wandelt sich, wie ein päpstliche Bulle von 1484 verrät, der Konvent in ein Zisterzienserinnen-Kloster um.

Hinter den kirchlichen Klostermauern werden durchaus weltliche Ziele verfolgt: Das Kloster Malchow dient den deutschen Feudalherren als Stützpunkt zur „Christianisierung“, sprich Unterwerfung, der slawischen Bevölkerung. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten gelingt es dem Kloster, umfangreichen Grundbesitz von über 12.000 Hektar zu erwerben.

1299 schenkt Fürst Nikolaus von Werle 13 Hufen im Dorf Lebbin und den halben Zehnt vom Dorf, wofür das Kloster alljährlich zu Weihnachten dem Landesherrn ein Paar Stiefel liefern muss. Nach der Reformation wird das Kloster 1572 durch die Ritterschaft umgewandelt zu einem Stift adliger Damen. Das Refugium der älteren adligen Fräuleins bleibt bis 1923 erhalten.

Nach der Bodenreform 1945 kommen einfachere Mieter: Mütter mit Kindern, Rentner und sozialschwache Familie ziehen im Kloster ein. Ihre gelb verputzten Wohnungen werden von der trutzigen Klosterkirche überragt. Von der ältesten Gotteshaus ist nichts mehr erhalten. Auch ein anderer Vorgängerbau, 1844 bis 1849 erbaut, brennt in der Johannisnacht 1888 vollständig ab.

Auf dessen Grundmauern errichtet Oberbaurat Georg Daniel in den Jahren 1888 bis 1890 den heutigen neogotischen Neubau. Berühmt sind besonders die Apostelfenster aus Innsbruck. Die Glasbilder gelten als einzigartig für Ostdeutschland. Das Altargemälde der Kreuzesgruppe stammt von Karl Anders.

Im Turm hängen zwei Glocken. 1614 entsteht die erste; 1776 gießt der Rostocker Glockengießer Johann Valentin Schulz das zweite Geläut aus einer älteren Glocke. Auf eine dritte Glocke von Eisen aus Berlin wird 1828 verzichtet. Hinter den Klostermauern beginnt der 3,5 Hektar große Klosterpark, auch Engelscher Garten genannt.

Die schöne Anlage mit ihren uralten Eichen, Pappeln und Linden legt um 1800 Klostergärtner Engel an. Vom zentralen „Kiekut“ schweift der Blick auf das gegenüberliegende Ufer mit der Inselstadt. Die “lange Brücke”, 1675 beim Rückzug der Schweden aus der Mark zerstört, ersetzt ab Mai 1727 eine Fähre. B

is 1846 verkehrt der Bootsmann von hüben nach drüben. Dann schottet ein Erddamm auf der Seeseite die Durchfahrt für Eldekähne ab und sorgt dafür, dass alle Schiffe heute zwischen Neu- und Altstadt mitten durch die Stadt fahren – für Wassersportler ein schönes Erlebnis.

Die Stadtkirche von Malchow stammt – wie die Klosterkirche – von Georg Daniel. Der Schweriner Baumeister errichtet sie 1870 bis 1873 als Kreuzkirche mit Holzwölbung im Innern. Die großen Backsteinklötze gehören zur ehemals Blanckschen Tuchfabrik. Die lange Tradition der Textilverarbeitung, noch heute Hauptarbeitergeber vor Ort, trug im letzten Jahrhundert Malchow den Beinamen “mecklenburgisches Manchester” ein.

Dieser Beitrag ist 1991 in “1000 Ausflugstipps in Mecklenburg-Vorpommern” erschienen.

Verwandte Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert