„Alt werden ist nichts für Schwächlinge“, soll die Schauspielerin Bette Davis einmal gesagt haben. Und auch für Prof. Dr. phil. Dipl. Psych. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg, bedeutet Altsein nicht zwangsläufig Unselbstständigkeit und Krankheit.
“Altern ist ein überaus plastisches Geschehen“, betont der Altersforscher. „Wesentlichen Einfluss hat, wie man über die Jahre lebt. Wer nicht raucht, sich gesund ernährt, sich vernünftig bewegt und wenig Alkohol trinkt, habt schon viel getan.“ Unverzichtbar ist nach seinen Worten die Prävention.
„Alle Bürger, besonders aber Ältere, müssen selbst in ihre Gesundheit investieren.“ Darauf setzt Damp – das Ostseebad gehört zu den Pionieren im Gesundheitstourismus.
Als der Ferienpark an der Ostsee im Jahr 1973 eröffnet wurde, bevölkerten vor allem Familien, Kegelclubs und Jugendgruppen die Bettenburgen von „Damp 2000“, dessen Betonarchitektur ursprünglich für die Athleten der Olympischen Sommerspiele von München errichtet worden war.
1997/1998 entschied sich die Damp Holding AG als Betreiber gemeinsam mit der Kommune und dem Land Schleswig-Holstein für eine Neuorientierung. Ein Facelift der Ferienanlage war das Ziel. Als Macher wurde ein Manager aus dem noblen Ostseebadeort Timmendorf geholt: Frank Behrens.
„Wir haben im Jahre 2000 die Anlage für fünf Monate geschlossen gehabt und ein großes Wertverbesserungsprogramm aufgelegt. Und wir achten bei allen Maßnahmen, die wir in den letzten Jahren gemacht haben darauf, dass wir Baustoffe aus der Region verwenden: den für Schleswig-Holstein typischen Baustoff Klinker, das Holz der hier wachsenden Kiefer und den Granit, der als kleiner Kiesel oder großer Felsblock unsere Ostseeküste säumt. So schaffen wir für unsere Gäste ein angenehmes Ambiente. Vor 30 Jahren waren andere Baustoffe in Mode. Aber schauen Sie jetzt mal auf das Ostseehotel – statt grauem Beton sehen wir heute Farben, die aus unserer natürlichen Umgebung stammen: Weiß, Blau und Grün. Und selbst Umweltschützer sagen uns heute: Man kann euch gar nicht böse sein, weil ihr eigentlich wenig Fläche verbaut habt – und nicht in die Breite, sondern in die Höhe gegangen seid. Und dadurch gibt es hier jetzt so viel schönes Grün.“
Auf der Damper Promenade wurde der Waschbeton durch Backstein ersetzt; die mobilen Imbiss-Stände wichen einem zentralen Strandbistro; statt Bier in der Büchse gibt es jetzt Wein im Glas.
Das einstige San-Marino-Restaurant wandelte sich 2001 für rund 600.000 Euro in ein gediegenes Vital-Restaurant mit gesunder Kost am Büffet oder à la carte. Die 296 Zimmer im 13-stöckigen Ostseehotel werden derzeit sukzessive modernisiert – mit neuen Bädern und besseren Betten.
Gegenüber von Olympia-Halle, Bowlingbahn und subtropischem Badeparadies „Aqua Tropicana“, das seit 1990 für Badespaß bei jedem Wetter sorgt, komplettiert seit 1997 Fun & Sport Center das Allwetter-Aktivangebot mit Indoor-Skaterpark, Kletterturm, Badminton-, Squash- und Tennisplätzen sowie einem Center Court für Basketball und Felderspiele.
Im Sommer 2007 folgten der Golfpark und die Wasserski- und Wakeboard-Anlage, an der bis zu neun Teilnehmer gleichzeitig von einem umlaufenden Seil mit Tempo 30 um den See gezogen werden – die ganze Runde dauert nur 100 Sekunden.
Doch selbst Profi-Wakeboader wie Kathrin Ögretici, die hier trainieren, stürzen immer wieder kopfüber ins Nass, denn die Rails und Jumps entlang der Strecke haben es in sich.
Den Freiplatz zwischen Kongressbereich und Jachthafen schmückt heute eine Brunnenlandschaft mit mehreren Fontänen, die sich in der breiten Glasfassade des einstigen Kurmittelhauses spiegelt. Für noch 14,7 Millionen D-Mark wandelte es sich 2001 zum Therapie- und Vital Centrum, das zum neuen Magneten von Damp wurde. 2008 wurde es daher auf 4.000 qm erweitert.
Im Meerwasser-Panoramaschwimmbad verrät Schwimmweltmeisterin Sandra Völker Techniken fürs bessere Schwimmen, im Entspannungspool aalen sich schwangere Frauen neben Senioren aus Deutschland und Dänemark.
Acht Saunen entgiften den Körper und stärken das Immunsystem – darunter eine finnische Sauna, eine orientalische Zisterne mit wechselnden Düften und ein 75°C warmes römisches Laconium.
Die Farblichtsauna stimuliert die Körper während des Schwitzens mit verschiedenem Licht; im erweiterten Gradierwerk inhaliert der Gast bei angenehmer Temperatur jodhaltige Luft – mit weitem Blick auf die mal blaue, mal bleigraue Ostsee.
Auch im Fitness Park „Fit In“ bietet sich der gleiche Blick, verschmelzen die ruhige Weite der See mit dem Gleichlauf beim Spining zu einem Gefühl der Gelassenheit. Hart am Wind verlaufen die ausgeschilderten Laufstrecken von 2,2 bis 17,5 km Länge.
Im Thalassozentrum, das 2008 für fünf Millionen Euro auf 1.000 qm entstand, sind alle Kabinen besetzt. „Bitte nicht stören. Wohlfühlzeit“ informieren kleine Schildchen vor den Türen. Dahinter wird der Körper mit Sand, Lehm, Algen oder Kreide eingerieben, mit Bernstein massiert, in Grünalgen-Wasserlilien-Bädern gereinigt, geölt oder gecremt.
„Mit den besten regionalen Thalasso-Therapien führen wir Sie an die Urquelle des Lebens“, sagt Frank Behrens. „Da fühlt man sich wie neugeboren, so sauber, so rein!“ Frank Behrens weiß, wie er das neue Damp verkauft – auf Konferenzen und Kongresse als knallharter Macher, im Imageprospekt als fitter Manager auf Inline-Skates, vor Presse und Besuchern als wortgewaltiger und weltgewandter Profi, der hier und da auch einmal privat wird.
Und gleich wieder dabei für Damp wirbt: „Ich jogge hier täglich – auf dem markierten Streckennetz der Laufküste Ostsee habe ich die Kondition erhalten, die ich im Job brauche.“
Doch heute ist ein Wellness-Tag, wie er im Buche steht. In dicken Tropfen regnet es vom grauen Himmel, und die frischen Böen sorgen immer wieder dafür, dass die Springbrunnenlandschaft ihr Fontänenspiel einstellt. Im Vital Centrum hingegen herrscht Hochbetrieb.
Für die angestrebte Qualität bei sämtlichen Behandlungen und Anwendungen sorgt seit 2006 ein freiwilliger TÜV, den Damp gemeinsam mit Büsum und St. Peter Ording gegründet hat. „Balance. Best of Spa“ heißt das Programm, in dem hohe Qualitätskriterien für Wellness & Co. festgelegt sind.
Massentourismus adé, Individualität ist angesagt – trotz Bettenburgen. „Ganz Ich” heißt die Devise in Damp, Urlaub mit „Mir geht’s gut-Gefühl“ das Ganzjahresangebot.
Am Anfang reagierten die Gäste auf den Imagewechel irritiert, viele blieben fort. Doch inzwischen ist das Konzept von Damp Vorbild, steigen die Umsätze, gibt es immer mehr Stammgäste, die mit den Angeboten von Damp „Gesundheit und Erholung“ erreichen wollen.
Längst kommen nicht nur „Silver Ager“ oder „Best Ager“, sondern immer jüngere Gäste – Paare auf gesundheitsbewussten Flitterwochen oder Singles, ausgebrannt von Beruf oder Beziehung.
Seine Zielgruppe wächst, sagt Behrens optimistisch: „Viel früher als noch vor Jahren sagen sich heute die Leute: Wir wollen gesund und fit aktiv älter werden. Es sind heute die 30-40-Jährigen, die sich darüber Gedanken machen. Die Gesundheitsreform spielt uns dabei natürlich auch in die Hände. Und die Bonusprogramme der Krankenkassen.“
Daher wird in Dampf kräftig weiter investiert. Weitere 120 Millionen Euro will das Unternehmen in den nächsten Jahren in die Hand nehmen. Davon soll ein großer Teil der 288 Ferienhäuser saniert bzw. teilweise auch neu errichtet werden. Ebenfalls in Planung sind 200 hochwertige Strandvillen am Rande des Südstrandes.
Zudem soll ein komplett neuer Unterhaltungsbereich gebaut werden, in dem künftig neben dem Kinder-Paradies, eine Bade-Landschaft mit Familien-Saunen, Restaurants, eine Diskothek und andere Freizeitangebote untergebracht sind.
Denn so ganz vergraulen möchte Damp seine Familiengäste nicht – ist doch der Nachwuchs der Best Ager von morgen.
Gesundheitsurlaub in Damp an der Ostsee: die Infos
Auskunft
Damp Touristik GmbH
Seeuferweg 10, 24351 Ostseebad Damp, Tel. 04352/806 66, www.ostsee-resort-damp.de
Anreise
Ab ICE-Station Kiel mit Regionalbahn bis Eckernförde, von dort Linienbus nach Damp. Vom Flughafen Hamburg Shuttle der Damp Touristik. Mit dem Wagen auf der A 7 bis zur Abfahrt Rendsburg-Büdelsdorf, auf der B 203 via Eckernförde nach Damp.
Dieser Beitrag ist 2009 im Rheinischen Merkur erschienen.
Buchtipp
DuMont-Bildatlas Ostseeküste Schleswig-Holstein
Deutschland hat viele reizvolle Landschaften. Eine besonders schöne versteckt sich im hohen Norden. Wer Sonne und Meeresluft genießen möchte, wer Gefallen findet an endlosen Stränden und hübschen Promenaden, und wem auch gelegentlich schlechtes Wetter nichts ausmacht, der hier an der Ostsee genau richtig aufgehoben.
An Regentagen kommt keine Langeweile auf, denn auch die Städte haben viel zu bieten: interessante Museen, schöne Lokale, Flair und historische Bauten – allein in Lübeck stehen mehr als 3000 Bürgerhäuser. Die Altstadt ist Weltkulturerbe.
Die Bilder der Fotografin Sabine Lubenow zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Ich gebe in sechs Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, einen Überblick über die maritime Region. Zu jedem Kapitel gehören Hintergrundreportagen, Aktivtipps und Specials, die aktuelle und interessante Themen aufgreifen. Wer mag, kann den Band hier* online bestellen.
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